Kartoffelbrei und Sekundenkleber. Die neuen Waffen im Kampf gegen den Klimawandel.
Und die Wirkung? Herablassung und wohlfeile Krittelei, Hass und Hetze.
Keines der Gemälde wurde zerstört. Die Hetzer interessiert es nicht. Die Beteiligten erklären, dass auch das zweite Rettungsfahrzeug den Tod der Radfahrerin höchstwahrscheinlich nicht hätte verhindern können. Die Hetzer interessiert es nicht.
Dennoch: Diese Aktionen erweisen dem Umweltschutz einen Bärendienst.
Dennoch: Sie sind weder falsch noch unverständlich.
Sie sind geboren aus Verzweiflung. Verzweiflung über den Unverstand der Menschheit. Verzweiflung angesichts der Tatenlosigkeit. Verzweiflung angesichts der immer deutlicher werdenden Hoffnungslosigkeit.
Der weltweite CO2-Ausstoß steigt weiter an. Nur dank der Corona-Pandemie sank er 2020 zum ersten Mal. Letztes Jahr erreichte er einen neuen historischen Höchststand. Die Prognosen: Bis 2050 kein Ende in Sicht.
Und jetzt? Die Kohle kehrt zurück. Die Atomenergie bleibt. Fracking-Gas kommt. Die Ewiggestrigen wollen noch mehr Kernenergie, Fracking auch in Deutschland und Vorrang für Wirtschaftswachstum. Weil wir uns Umweltschutz sonst nicht leisten können.
Deshalb besteuern wir Reiche ja auch nicht höher. Weil die sonst nichts mehr für Arme spenden können.
Nicht FFF ist auf dem Vormarsch, sondern die Nimbys. Bürgerinitiativen wehren sich gegen Windräder. Und gegen unterirdische Kabeltrassen zur Verteilung nachhaltig gewonnener Energie. Und gegen Raum für Menschen und Bäume statt für Parkplätze.
Währenddessen schmelzen Gletscher schneller als in Worst-Case-Szenarien. Währenddessen beschleunigt sich der Artenschwund dramatisch. Währenddessen verschwinden Nahrungsmittel massenhaft in Rinder-, Schweine- und Hühnermägen statt in denen der Hungernden. Währenddessen treten Dürreperioden häufiger auf und dauern länger. Währenddessen vergiften wir die Menschheit ungebremst mit Pestiziden, mit Feinstaub, mit Mikroplastik und Nanopartikeln. Um nur wenige Beispiele zu nennen.
Und Bürger und Politiker echauffieren sich über Kartoffelbrei.
Da sollen junge Menschen gelassen und sachlich bleiben? Da sollen sie nicht zu solchen Aktionen greifen? Was sollen sie denn tun?
Friedlich demonstrieren, wo es keinen stört? Petitionen schreiben, die keiner liest, geschweige denn ernst nimmt? Sich von Urban Gardening ernähren und davon nette Bildchen auf Instagram teilen? Sollen sie etwa geduldig und brav darauf hoffen, dass in ferner Zukunft einmal die Mehrheit Umweltschützer wählt? Die damit Ernst machen? Nicht nur in Deutschland?
Liebe Echauffierte, erklärt ihnen doch mal, warum sie nicht verzweifeln sollen!
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