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Django macht sich auf den Weg – Leseprobe

Der Roman erzählt die Geschichte von Reinhardt ‚Django‘ Winkler, einem Mann, der sich mit 65 Jahren auf eine Reise durch Deutschland begibt, um Freunde zu besuchen und Menschen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben. Er will Erinnerungen auffrischen und eine, wie er überzeugt ist, positive Bilanz seines Lebens ziehen.

Allerdings verläuft die Reise anders als geplant, denn nicht nur zwingen ihn diese Begegnungen immer wieder, sein geschöntes Selbstbild zu hinterfragen. Wesentlich härter treffen ihn nach dem Tod seiner Mutter die Enthüllungen über seine Herkunft und die Verstrickungen seiner Familie im Dritten Reich.

In jedem der 30 Kapitel wechselt die Erzählperspektive zwischen Ich-Erzählung – Reinhardts eigenen, gesprochenen Texten – und einem auktorialen Erzähler, der Reinhardts biografischen Hintergrund ergänzt und dessen subjektive Darstellung korrigiert und bisweilen karikiert. Zudem beinhalten diese Passagen zeitgeschichtliche Hintergründe und philosophische Gedanken, die Reinhardts Weltsicht in größere Zusammenhänge einordnen.

KAPITEL 1:  

AUFBRUCH

„Also, eines schon mal vorweg: Es ist nicht meine Schuld. Ich mein, dass ich euch hier einen über mein Leben erzähle. Das mit der Reise, das war meine Idee, aber es waren meine Freunde und vor allem mein Bruder, die mich überredet haben, alles auf- und damit quasi meine Biografie zu schreiben. Aber schreiben ist mir zu mühselig. Ich rede lieber. Habe ich schon immer getan. Außerdem wird heutzutage ohnehin weniger gelesen. Alles rennt doch nur noch mit einem Stöpsel im Ohr herum.

Freddy meinte, allein wegen der vielen Reisen hätte ich eine Menge zu erzählen. Außerdem wären wir doch Teil der 68er-Generation. Was aber nicht so ganz stimmt, aber dazu später.

Ich gebe zu, es ist einiges geschehen in diesen 65 Jahren, aber so außergewöhnlich ist das ja nun auch nicht und ich frage mich, was berichtens- und was erinnernswert ist, und ob ich mich wirklich an alles erinnern möchte. Und ob ich alles erzählen will, also ehrlich, das weiß ich auch noch nicht. Vielleicht ist manches ja auch einfach nur peinlich. Man macht und sagt ja, wenn man jung ist, auch manchen Blödsinn. Womöglich löst die Beschäftigung mit all diesen Jahren aber auch Erinnerungen aus, die mir gar nicht lieb sind, die Verschüttetes freilegen, das besser unter den mentalen Erdschichten der Verdrängung verborgen geblieben wäre, und plötzlich sitze ich heulend und jammernd und zähneklappernd da oder löse gar eine Psychose aus. Also, ihr tragt die Verantwortung, wenn ich in der Klappse lande.

Kleiner Scherz. Ich habe mich in dieser Hinsicht bisher schadlos durchs Leben geschlagen, jedenfalls mit nicht mehr mentalen Deformierungen als üblich, und davon ab wüsste ich auch nicht, was ich Erschütterndes getan haben sollte. Ein echtes Wagnis ist das also nicht.

Aber vielleicht erst mal zu mir. Wie gesagt, 65 Jahre, gut erhalten, 1,80, schlank, aber nicht schlaksig, Schultern zum Anlehnen. Tiefe, grün-braune Augen, gutes Kinn, etwas zu große Nase, Ohren könnten eine Wenigkeit mehr anliegen, winzige Fehlstellung des rechten Fußes, die mich vor dem Wehrdienst bewahrt hat. 3-Tage Bart, früher schwarze, wellige Haare, jetzt sind die Geheimratsecken am Hinterkopf zusammengewachsen und der Pferdeschwanz ist dünn und silbig grau. Immer noch überzeugt ledig. U.a. diverser Student, Reisender, Roady, Zeitungsausträger, Kellner, Erntehelfer.

Aber ich und Autobiografie? Hab noch nie eine gelesen. Das sind doch bloß narzisstische Märchen von selbstberauschten Egomanen. Und wer heute so alles Biografien schreibt! Gerade 20 oder 30 und ein Furz in der Geschichte, schon muss eine Biografie her, die dann so authentisch ist wie Analogkäse. Und ich war nicht mal fünf Minuten lang berühmt, bin nicht mal Z-Promi und habe nichts bemerkenswert Weltbewegendes vollbracht.

Aber zum einen bin ich, ganz unbescheiden gesagt, schon eine denkwürdige Type und hab manch Kurioses erlebt, und zu sagen hab ich auch das eine oder andere. Bin jetzt schließlich 65.

Zum anderen gibt es da merkwürdige Dinge, die ich gerne klären würde, Fragen, die sich mir stellen, seit ich die Truhe im Keller wiederentdeckt habe. Die brachte mich zum Sinnieren, obwohl ich ehrlich gesagt eigentlich nicht sehr dazu neige. Jedenfalls habe ich bisher noch keine sonderlich philosophische Ader in mir entdeckt, und die ganzen existenzialistischen Diskussionen habe ich immer für ziemlich abgehoben gehalten und wenig nützlich, wovon mein Bruder ein garstig Lied singen kann. Aber wenn man erst mal in meinem Alter ist. Jedenfalls habe ich mich deshalb entschlossen, doch ein paar mündliche Notizen zu machen, denn mittlerweile habe ich den Eindruck, dass ich in den nächsten Wochen viel nachzudenken habe, und Uwe hat wahrscheinlich doch Recht, wenn er meint, dass man gezwungen ist, präziser zu sein, genauer, tiefer zu gehen, wenn man Dinge, die einem sonst nur flüchtig und verschwommen durchs Hirn huschen, wirklich in Worte fasst. Und immerhin geht es ja um mein Leben.

Was ist der Mensch? Diese Frage habe ich bisher so beantwortet: Ein Tier, das leider irgendwann anfing zu denken, und zwar: Ich bin der Größte. Ich bin die Krönung, aber nicht von Eduscho, sondern der ganzen Schöpfung. Und davon abgesehen ist der Mensch einfach ein Wesen, das frisst und kackt und sich vermehrt und Dinge erfindet, die seinen Lebensraum zerstören. So viel zur Krone der Schöpfung. In der Hinsicht ist jeder Grottenolm intelligenter.

Aber seit die Idee einmal in meinem Kopf ist, frage ich mich plötzlich: Und was ist mit dir? So als Mensch? Nicht nur das. Mir fallen alle möglichen Dinge wieder ein, oder ich erinnere mich an Leute, die ich früher kannte, und ich frage mich, was aus ihnen geworden ist und ob sie sich an Dinge erinnern, die ich vergessen habe. Und eh du dich versiehst, fragst du dich, ob es das alles wert war, und was du denn eigentlich so gemacht hast aus deinem Leben, ob du Spuren hinterlassen hast – eine Frage, die für mich bisher völlig irrelevant war – und wenn, welche? Vor allem als ich auf diese Kopie stieß.

Also habe ich beschlossen zurückzublicken. Weil man nicht ewig lebt, vielleicht irgendwann auch nicht mehr will, und dann ist es doch gut zu wissen, was war und wie es war. Wer weiß, vielleicht hat Uwe ja recht und ich finde auf dieser Reise auch heraus, warum es so war und nicht anders, und ob es gut war und richtig, banal oder enttäuschend, sinnentleert oder aufregend und vor allem, ob ich damit leben kann im Tod.

Kerl nochmal, so tiefschürfende Sachen hab ich glaub ich noch nie von mir gegeben. Wo soll das enden?

Jedenfalls ist das mal wieder typisch Uwe. Muss alles gleich philosophisch überhöhen. Also ich mache mir diesbezüglich jedenfalls keine Sorgen.

Objektivität kann man natürlich von vornherein vergessen. Ich werde es auch gar nicht versuchen. Erinnerungen sind trügerisch. Man läuft auf ihnen wie die Comicfiguren, die vor irgendetwas wegrennen, über einen Abgrund hinweg und dennoch in der Luft schwebend wie auf festem Boden weiterlaufen, und das funktioniert tatsächlich, aber kaum sieht der Roadrunner nach unten, stürzt er ab und verrenkt sich die Gräten.

„Weißt du noch, der Abend im Forum Romanum, diese herrliche Flasche Rotwein, die uns der Händler von nebenan geschenkt hatte, weil er Geburtstag hatte?“ Durchaus möglich, dass Freddy mir dann antwortet: „Ich weiß nicht, es gab so viele Abende, so viel Rotwein. Außerdem glaube ich, dass seine Frau Geburtstag hatte, nicht er selber. Oder war es die Tochter? Jedenfalls nicht er selber. Und getrunken haben wir sie auf der Spanischen Treppe.“

Jedenfalls habe ich gerade Bully II beladen. Einen T1 von ’66. Mein erster war von ’58, mit sagenhaften 30 PS. Jetzt hab ich 44, was auch nicht der Rede wert ist, aber ich will ja keine Rennen veranstalten, sondern, ganz Django, gemütlich umherschweifen und abrollen.

Und morgen geht’s los. Irgendwann im Laufe des Tages, wenn der ganze Berufsverkehr rund um Köln vorbei ist. Ich hab zwar mächtig Hummeln im Hintern, aber deshalb muss ich ja nicht in aller Frühe aufstehen. Das war noch nie mein Fall. Der frühe Vogel frisst auch nur Würmer.“

♦ ♦ ♦ ♦ ♦

Reinhardt Winkler hatte einen Plan. Einen in zweifacher Hinsicht für ihn erstaunlich langwierigen Plan. Zwei Jahre lang hatte er ihn ausgeheckt, und es würde eine Weile dauern ihn auszuführen. Wie lange, davon hatte er noch keine rechte Vorstellung, aber ein Jahr lang konnte er schon unterwegs sein, vielleicht auch länger. Und nun, vier Wochen nach seiner Verrentung, begann er ihn umzusetzen.

Für Phase 1 hatte er sich einen alten VW-Bus zugelegt, der mittlerweile ein echtes Liebhaberstück war und einen dementsprechenden Preis hatte, aber für das, was er vorhatte, gab es keine Alternative. In wochenlanger Kleinarbeit hatte er ihn, soweit es ihm möglich war, in eine Kopie seines ersten Bully verwandelt, inklusive Wasch- und Spülbecken und einem Zwei-Flammen-Gaskocher. Sogar sein altes, an den Ecken mit Tesastreifen verziertes und eingerissenes Frank Zappa Plakat, das auf der Toilette, hatte er wiedergefunden und an der Decke befestigt. Auf der Bettbank lag jetzt allerdings nicht nur eine Wolldecke, sondern eine bequeme Matratze. So viel Rücksicht auf seinen nicht mehr so strapazierfähigen Rücken musste sein. Die Musik kam jetzt auch nicht mehr aus einem Kofferradio mit verbogener Antenne, sondern von Spotify. Außerdem hatte sein Nachbar Henning die Elektrik aufgepeppt und eine Mikrowelle eingebaut. Statt eines Rucksacks mit einer Ersatzjeans, einem Pullover, drei T-Shirts, drei Paar Socken und ebenso vielen Unterhosen, sowie einmal Rei-in-der-Tube, hatte er diesmal einen Koffer voller Kleidung verstaut. Auf je 20 Dosen Ravioli und Pichelsteiner Eintopf von Aldi hatte er verzichtet. Soweit wollte er die Nostalgie dann doch nicht treiben. Fünf Dosen würden reichen müssen.

Das Wichtigste, neben seiner Gitarre, lud er zuletzt ein. Eine Holztruhe mit gewölbtem Deckel, Messingbeschlägen und einem gewaltigen, mittlerweile völlig verrosteten Vorhängeschloss, das er hatte aufbrechen müssen, da er keinen Schlüssel hatte, bzw. nicht wusste, wo der war. Er war sich vorgekommen wie Jim Hawkins auf der Schatzinsel. Allerdings enthielt seine Kiste keine Schätze aus Gold und Silber, sondern ein Sammelsurium an Memorabilien seines eigenen Lebens und eine Zigarrenkiste seines Vaters, die er nach dessen Tod mitgenommen und danach vergessen hatte. Jahrelang hatte die Truhe im Keller gestanden, neben weiterem Krempel, den er längst hatte entsorgen wollen. Doch dann gab sie ihm den letzten Anstoß für seinen Plan.

Jeder hat diesen Spruch schon einmal gehört oder selbst gesagt: „Du solltest wirklich ein Buch über dein Leben schreiben“, oder so ähnlich. Sie hatten schon einige Flaschen Bier und Wein geleert und schwelgten in alten Geschichten, und Reinhardt hatte zahlreiche Anekdoten zum Besten gegeben, als der Satz fiel. Reinhardt stritt ab, dass sich das lohnen würde, man verwies darauf, wie viel in seinem Leben passiert sei, und mein Gott, in welcher Zeit er gelebt hatte, und geredet hätte er doch gefühlt ununterbrochen – eine erste Bemerkung, die Reinhardt am Erinnerungsvermögen seiner Freunde zweifeln ließ – da könne er doch einfach mal alles aufschreiben.

Zwei Jahre war das her. Irgendwie war der Gedanke hängen geblieben, nahm aber eine Wendung vom Anekdotischen zum Grundsätzlichen. Reinhardt gehörte nicht zu den Menschen, die ständig über den Sinn des Lebens nachdachten. Ihm reichte es möglichst unbeschadet hindurchzukommen und dabei so viel Spaß wie möglich zu haben, und so saß es anfangs einfach in der Sonne und ließ die Vergangenheit abspulen, seine Frauen vor allem, und seine Reisen, Konzerte, und immer wieder Partys, Feiern und Feten. Und all die verschiedenen Jobs, mit denen er sich durchgeschlagen hatte.

Völlig unerwartet und aus dem Nichts setzte sich eine Frage in ihm fest, die er zunächst mit einem völlig selbstverständlichen „na klar“ beantwortete. Dann aber machte sich eine leise, wie von weit entfernt von einer sanften Brise herangewehte Skepsis breit, die sich im Laufe der Tage und Wochen zu einem nagenden Zweifel auswuchs, wie ein Teufelchen, das sich in seinem Cortex festsetzte und ihn zwickte und ärgerte. Er konnte sich zwar noch an alle möglichen Leute erinnern, aber immer häufiger fragte er sich, ob das umgekehrt auch galt. Natürlich ging er davon aus, dass der eine oder die andere ihn vergessen hatte, aber er war sich sicher, dass die meisten einen Menschen wie ihn nicht vergessen konnten. Er sah gut aus, war fröhlich, witzig und unterhaltsam und jederzeit zum Pferdestehlen bereit. Nur entwuchsen dieser Antwort weitere Fragen, die sich wie mit Widerhaken in seine Gedanken gruben. Woran würden sie sich erinnern? Und vor allem: Wie? Vielleicht hatte ja der eine oder andere keine oder nur teilweise gute Erinnerungen an ihn. Und dann blickte er eines Tages sinnierend in sein Pilsglas und urplötzlich fragte er sich, wie lange man noch an ihn denken würde – nach seinem Tod.

Er trank das Glas leer, bestellte ein neues, aber die Perspektive besserte sich nicht, der postletale Himmel hellte sich nicht auf. Zum ersten Mal in seinem Leben kam er sich philosophisch vor. Das dauerte allerdings nicht lange. Er bestellte einen Grappa und begann einen Plan zu entwickeln, den Plan zu einer Revue seines Lebens. Er würde so viele Menschen wie möglich besuchen, mit ihnen über ihre gemeinsame Vergangenheit reden, herausfinden, was aus ihnen geworden war. Und was das mit ihm zu tun hatte. Er wollte sich ihnen in Erinnerung rufen. Im Großen und Ganzen war er sich sicher, dass es, von vielleicht wenigen Ausnahmen abgesehen, eine vergnügliche Reise für alle Beteiligten werden würde.

Mit der Zeit ging die Idee den Gang vieler seiner Ideen. Sie verblasste und rückte in die abgelegenen Zonen seines Gehirns. Dann entdeckte er die Truhe im Keller.

KAPITEL 2:

HEILIGENHAUS

Heiligenhaus, eine Kleinstadt nordöstlich von Düsseldorf in den 50er-, 60er-Jahren. Es gab alles, was man brauchte, sogar ein Kino, aber alles war überschaubar und atmete den Mief der Nachkriegszeit. Die Großkopferten und Honoratioren, Bürgermeister und Schulleiter und vor allem die beiden Kirchenoberhäupter waren Menschen höchster Autorität, die es grundsätzlich zu grüßen galt, und wenn der Herr Pfarrer stehen blieb und sich nach dem Befinden erkundigte, gab man ihm bereitwillig Auskunft, wobei sich die meisten Menschen nur so weit notwendig und vertretbar an die Wahrheit hielten.

Es war ja ohnehin die Zeit der Lebenslügen. In Reinhardts Familie wie in der ganzen Stadt konzentrierte man sich auf das Wirtschaftswunder. Die Stadt war relativ glimpflich durch den Krieg gekommen und so waren die Schäden bald beseitigt. Der Blick nach vorn verbreitete bessere Stimmung als der zurück. Geblieben waren allenfalls die Erinnerungen an die Kriegsgefangenen und die Zwangsarbeiter, die nach der Befreiung und der Flucht der einst gefeierten Nazi-Größen der Stadt ihr Lager in die Luft sprengten und, wie es hieß, marodierend, raubend und vergewaltigend durch die Stadt gezogen waren. Eine Horde von 2500 Menschen soll es gewesen sein, die Angst und Schrecken unter den Meistern der Angst und des Schreckens verbreiteten. Reinhardts Geschichtslehrer nannte es „die Undankbarkeit der Schutzbefohlenen“. Es gab nicht wenige, die nach Yitzhak Rosenbaums Rückkehr seinen Laden nach wie vor nicht betraten.

Reinhardt hatte beschlossen, seinen Rückblick hier zu beginnen, in der Stadt, in der er seine ersten Lebensjahre verbracht hatte, um die richtige Stimmung heraufzubeschwören. Und schon bei der Einfahrt funktionierte es. Der Ort hatte sich ausgedehnt und als er auf der Umgehungsstraße um die Innenstadt herumfuhr, dort wo früher Bauer Kortes Kühe grasten, sah er eine schmale, zweispurige Straße – und schon radelte er auf seinem klapprigen Gestell ohne Gangschaltung die Steigung hinauf und im Slalom auf den Bürgersteig und um die Bäume herum mit dem Ranzen auf dem Rücken, einer alten Ledertasche seines Opas, die er hasste wegen der vielen speckigen Flecken und des ausgeleierten Steckschlosses.

Gerade noch rechtzeitig nahm er die Bremslichter wahr und bremste so hart, dass die Reifen quietschten. Er fuhr auf den erstbesten Parkplatz und schlenderte durchs Zentrum.

Natürlich war alles alt und neu zugleich, oder besser neu im Alten. Die meisten Häuser auf der Hauptstraße standen noch, mit neuer oder restaurierter Fassade, aber die Geschäfte im Parterre waren anders. Reinhardt verfiel in einen merkwürdigen, fast schizophrenen Zustand, als würde er mit dem einen Auge das moderne Heiligenhaus erkunden und mit dem anderen in die Vergangenheit blicken. Er sah das alte zweistöckige Backsteinhaus mit der Äskulap-Apotheke, das einem grauen Wohnquader gewichen war. Er konnte klar und deutlich die Ankündigung von „Winnetou 1“ auf dem Sandwich-Ständer vor dem Kapitol Theater sehen, obwohl sich dort jetzt eine „Einrichtungsoase“ befand, und er nahm auch die seiner Meinung nach ziemlich hässlichen Möbel war und verglich sie mit dem Wohnzimmer seiner Eltern, mit Nierentisch, drei-strahliger Tütenlampe, knallgelben Schalensesseln und dem rosaroten Sofa mit den schrägstehenden dünnen Beinchen, das ihnen ein befreundeter Innenarchitekt verordnet hatte – und nur ein Jahr später wieder durch Eiche rustikal ersetzt worden war.

Es gab kein „Miederwaren Herbert“ mehr, der nicht seine Waren im Schaufenster ausgestellt hatte, sondern große bunte Kartons mit Beschreibungen und Preisen. Reinhardt hatte erst durch den Otto-Katalog seiner Eltern herausgefunden, was dort verkauft wurde.

Die kleinen Obst- und Gemüseläden hatten Friseuren, Nagel- und Tattoo-Studios und einem Ein-Euro-Shop Platz gemacht. Aus Herrn Rosenbaums Tabakwarenhandlung war eine Lotto-Annahmestelle geworden, und aus Luigis sechs Sorten winziger Eisdiele ein glitzernder Palast mit 36 Eiskreationen.

Auch wenn die Eisbecher zu seinen ersten Ausschweifungen gehörten, erinnerte ihn der Laden vor allem an Brigitte und Constanze, zwei Schulfreundinnen, die ihn durch das erste onaniereiche Jahr begleitet hatten. In einer Anwandlung von Ritterlichkeit hatte er Brigitte angeboten, auf dem gemeinsamen Schulweg ihre Tasche zu tragen, was diese kichernd, aber gerne angenommen hatte, ohne ihm allerdings den so heiß begehrten ersten Sex oder doch wenigstens einen Kuss zu gewähren. Auch sein zweiter Versuch, sich stattdessen Constanzes Wohlwollen zu erschmeicheln, schlug ein paar Wochen später fehl. Als er nach Monaten endlich die Vergeblichkeit seiner Liebesmühen eingesehen hatte, vermied er es den beiden morgens zu begegnen, auch wenn sich sein Schulweg dadurch um einen Kilometer verlängerte.

Reinhardts Familie gehörte zu den oberen 100 der Stadt. Hans Hermann Winkler gehörten die „Heiligenhauser Metallwerke“. Da er eine große Zukunft im Automobilbau sah, hatte er 1955 ein Werk für Gelenkwellenbau gegründet. Das Werk war als Zulieferer und Reparaturwerk vor allem für Lastkraftwagen schnell erfolgreich, beschäftigte Anfang der 60er-Jahre fast 100 Mitarbeiter und war damit einer der großen Arbeitgeber der Stadt.

Enttäuscht musste Reinhardt feststellen, dass nicht nur die Fabrikhallen, sondern auch das in das Werk integrierte Elternhaus nicht mehr existierte und einem großen quaderförmigen Wohnkomplex Platz gemacht hatte. Auch die Koppeln, auf denen ein Geschäftspartner seines Vaters direkt neben der Fabrik seine Pferde weidete, gab es nicht mehr. Es fiel ihm schwer, die damalige Stimmung wieder heraufzubeschwören, ohne den Anblick des für eine Fabrikantenfamilie bescheidenen zweistöckigen Hauses mit der schlichten Fassade und dem angrenzenden Garten. Das Einzige, das ihm spontan einfallen wollte, war das Verbot, dort spielen zu dürfen.

♦ ♦ ♦ ♦ ♦

 “Logbuch Space Bully II, Tag 1.

Ich dachte mir, ich fange mal ganz vorne an, also bin ich heute als erstes nach Heiligenhaus gefahren. Dort wurde ich 1948 geboren als Sohn von Hans Hermann und Elisabeth Katharina Winkler, und zwar am 28.11.1948, dem ersten Advent. Was immer das heißen mag.

Als Goethe das Licht der Welt erblickte, war ‚die Konstellation glücklich‘, wie er selber feststellte. Die Planeten waren ihm wohlgesinnt und der Mond voll. Laut Jimi Hendrix ließ seine Geburt den Mond feuerrot erglühen. Bei meiner kümmerte sich keine Sau um Planeten, Sonne, Mond und Sterne. War alles normal. Vermute ich, denn meine Mutter hat nie etwas erwähnt, im Gegensatz zu Uwes Geburt, dessen Story ich weiß nicht wie oft erzählt wurde, wie mein Vater mit Vollgas zur Klinik raste, als die Wehen zu früh einsetzten, wie sie kein Benzin mehr hatten und ein LKW-Fahrer sie schließlich nach Velbert fuhr und wie glücklich sie waren, als sie endlich den kleinen zerknautschten Uwe im Arm hielten. Naja, war halt das erste Kind. Bei mir war’s wohl Routine.

Ich weiß nicht mal die Uhrzeit, deshalb kann ich auch nichts zu meinem Aszendenten sagen, falls das jemanden interessiert. Mich nicht. Maria schon, eine Schweizerin, die ich in Australien kennengelernt hatte. Wir knutschten heftig herum und hatten uns schon halb ausgezogen, als sie mich nach meinem Sternzeichen fragte, und ich, ganz geistesab- und schwanzanwesend, flüstere „Schütze“, da erstarrt sie, stöhnt „oh, Scheiße, ne du, das geht gar nicht“. Ich kapier nix, bis sie mich dann aufklärt, dass Krebs und Schütze überhaupt nicht zusammenpassen, und ich scherze noch „doch, in der Mitte“, aber sie hat gar nicht gelacht, sondern von ihren unglücklichen Lieben erzählt, und dass das alles Schützen waren, weil Schützen nun mal unersättlich, vergnügungssüchtig, kritik-und verantwortungslos und vor allem chronisch untreu sind.

Mein Gott, als hätte ich ihr einen Heiratsantrag gemacht. Also ehrlich, was ein Nonsens. Aber clever. So kann man prima seine eigenen Neurosen ins Weltall sublimieren. Also, um das mal klar zu sagen, sternenfunkelnde Romantik, von mir aus, aber in den Sternen steht gar nichts. Null. Nada.

Aber ich schweife ab.

Also Heiligenhaus. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Natürlich sieht vieles anders aus, aber andauernd flackerten Bilder von früher auf und mein Hirn schaufelte permanent Erinnerungen aus den Katakomben meines Gedächtnisses nach oben. Manches kann ich nicht wirklich einordnen. Da ist mehr so das Gefühl von: Da war doch mal was. Andere Bilder sind glasklar.

Wie die Doktorspiele mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft, ihr nackter Hintern, meine heruntergelassenen Hosen, unsere unbehaarten, noch unterentwickelten Lustzentren. Wir untersuchten uns gegenseitig – keine Ahnung, was genau. Die begeisterte Neugier für diese Körperregion ist jedenfalls geblieben.

Das zweite Bild ist ebenso scharf. Biggeln. Ich glaube, selbst den Ausdruck hatte ich vergessen. Hinter unserer Fabrik gab es eine Wiese, die von Sandwegen begrenzt wurde, und dort spielten wir mit unseren Glaskugeln, die wir mit dem Zeigefinger in eine in den Weg gebuddelte Kuhle schnibbelten. Wer in einer Runde die meisten hineinbugsierte, durfte die der anderen Mitspieler behalten. Ich besaß einen ganzen Sack voll.

Der Betrieb unserer Eltern existiert nicht mehr. Ist alles abgerissen worden. Nicht, dass das ein ästhetischer Anblick gewesen wäre. Ist mit ehrlich gesagt auch nicht wichtig.

[…]

Die Straßen im alten Stadtkern sind im Wesentlichen noch erhalten und so konnte ich auch meinen alten Schulweg noch einmal laufen. Ein seltsames Erlebnis. Obwohl natürlich jetzt das meiste anders aussieht, ein paar Häuser sind ja noch da, und die beiden Kirchen. Ich hab‘ auch nicht schlecht gestaunt, dass es Luigis Eisdiele immer noch gibt. Heißt aber jetzt Cortina. Auch eine Art von Fortschritt. Wo allerdings heute ein restaurantgroßer Laden mit Außengastronomie mit zu groß dimensionierter, bonbonfarbener Neonreklame auf sich aufmerksam macht, gab es damals nur einen engen Schlauch mit drei kleinen Tischen, und das meiste Eis ging im Hörnchen über die Theke. Die Kugel, wenn ich mich recht erinnere, für 10 Pfennig. Wenn ich Taschengeld bekommen hatte, leistete ich mir manchmal nach der Schule ein Hörnchen mit drei Kugeln und Sahne. Schokolade, Banane und Erdbeer. Das war jedes Mal ein Fest.

Vor allem aber erinnere ich mich an die Eisdiele, weil ich dort jeden Morgen Brigitte und Constanze traf, die Unzertrennlichen. Ich trug dann immer Brigittes Schultasche, ich Idiot, in der Hoffnung, dass sie sich dann auch mal anfassen ließe. Ich glaube, sie war das erste Mädchen, in das ich verschossen war, aber vergeblich. Das war schon ein harter Schlag, als ich eines Morgens Richtung Eisdiele gehe, und da sehe ich sie Hand in Hand mit diesem Schwachkopf von Norbert. Der erntete doch die dicksten Kartoffeln im Dorf. Und der trug nicht mal ihre Schultasche! Aber der durfte ja auch lange Hosen tragen, während ich immer noch in dieser bescheuerten Shorts herumlief, unter der man meine schorfigen Knie und die krummen Beine sehen konnte. Ich gebe es zu, ich habe nämlich leichte O-Beine.

Jedenfalls war ich tagelang regelrecht geschockt. Nachdem ich mich erholt hatte, ignorierte ich die beiden einfach, wobei ich wahrscheinlich schon ein wenig hoffte, dass sich Brigitte von meiner Gleichgültigkeit bestraft fühlte. Heute denke ich, kann ich Brigitte dankbar sein für diese Lektion. Danach bin ich nie wieder einer Frau sklavisch hinterhergelaufen.

[…]

Ich setzte mich trotz der Reklame in das Eiscafé. Eisdiele haben wir früher gesagt. Passte ja auch besser. Ob das Wort überhaupt noch benutzt wird? Jedenfalls setzte ich mich an einen der Tische auf dem Bürgersteig, sah mich um und ließ mich zeitlich zurückfallen.

Mir fielen die sonntäglichen Spaziergänge ein, die weniger dazu dienten, sich zu bewegen als zu sehen und gesehen zu werden. Selbstverständlich waren wir genauso wie alle anderen mächtig herausgeputzt, im Sonntagsstaat. Was ist das eigentlich für ein beknacktes Wort? Und genauso natürlich wurde peinlich genau darauf geachtet, dass wir uns nicht schmutzig machten, also durften wir nicht spielen, jedenfalls nicht ausgelassen, und so langweilten wir uns zu Tode, während unsere Eltern alle zehn Meter stehen blieben und mit Nachbarn, Bekannten und den höheren Mitarbeitern unseres Vaters sprachen. Von seinen Arbeitern ließ sich mein Vater nur grüßen, und er hob den Hut auch immer nur andeutungsweise, während er ihn vor dem  Bürgermeister oder dem Bankdirektor demütig in den Händen hielt. Ob mir das damals schon aufgefallen war? Muss wohl, denn ich weiß noch genau, wie sie eben noch aufrecht und erhobenen Hauptes die Hauptstraße entlang liefen, und dann wirkten sie plötzlich kleiner, geschrumpft geradezu. Meine Mutter stand dann etwas gebeugt da und blickte eher zu Boden als ins Gesicht, vor allem wenn wir Pastor Pfeifer trafen.

Erträglich war das sonntägliche Prozedere nur, weil es im Sommer für meinen Bruder und mich immer eine Kugel Eis gab. Nur eine, denn mehr Süßes war ja ungesund und hätte nur unseren Charakter verdorben.

Wobei ich noch anmerken muss, dass ich wohl mehr am Sonntagsspaziergang litt als Uwe, der seinen Anzug und die funkelnd polierten Lederschuhe mit sichtbarem Stolz trug und sich mit der Krawatte wie ein Erwachsener fühlte, während ich einen Anstandsstrick um den Hals hatte, der mir die Luft abschnürte. Das ständige Stehenbleiben oder Stillsitzen im Café war die reinste Folter für mich.

Und dann war da noch „Tabakwaren Rosenbaum“, dessen Besitzer nicht größer war als ich selbst. Der „alte Jid“, wie ihn meine Eltern nie aufhörten zu nennen. Ich liebte Herrn Rosenbaums Laden. Als ich vor der gesichtslosen Lotto-Bude stand, die sich heute dort befindet, hatte ich sofort wieder den Geruch in der Nase: ein Medley aus altem Gemäuer, Tabakaromen und Nikotindunst. Ich ging immer mit meinem Großvater hin, der sich bei Herrn Rosenbaum nicht nur mit diversen Rauchutensilien versorgte, sondern auch stets mit ihm und anderen Kunden ein längeres Schwätzchen hielt, von dem ich wenig verstand, selbst wenn ich ausnahmsweise mal zuhörte. Ich ging stattdessen in der Atmosphäre auf, den Duftnoten und dem von zwei altersschwachen Leuchten verbreiteten gelblich-schummrigen Licht auf all den Kästen und Kisten, den Zigarettenstapeln und dem Gewusel teilweise rätselhaften Rauchwerkzeugs vom Aschenbecher bis zum Zigarrenabschneider. Es gab Pfeifen und Reiniger, Feuerzeuge und Zigarettenspitzen, Zigarrenetuis und Streichhölzer in verschiedenen Längen, und so geheimnisvolle Dinge wie Humidore und Zigarrenbohrer. Von Ölbohrern hatte ich schon mal was in der Schule gehört, aber ich fragte mich, warum man nach Zigarren bohren sollte.

Opa rauchte einfach alles, und eine Zeit lang war er darin sogar mein Vorbild. Er besaß ein Dutzend Pfeifen und die unterschiedlichsten Zigarren, manche lang und dick wie Ofenrohre. Die waren für die gemütlichen Stunden. Dann gab es Zigarillos für zwischendurch, d. h. zum Kaffee und zum Aperitif und seine Zigaretten, Reval, für die restliche Zeit des Tages. Seine Lunge musste asphaltiert sein wie die A1, aber gestorben ist er daran nicht. Es war der zu spät erkannte Prostatakrebs. Damals waren Vorsorgeuntersuchungen noch nicht so selbstverständlich wie heute, und selbst wenn. Bei Opas Abneigung gegen blutsaugende Quacksalber!

Wo ich das jetzt erzähle, fällt mir ein, dass meine Eltern sich manchmal wegen Herrn Rosenbaum mit Opa gestritten haben. Ich kann mich aber nicht erinnern warum.

Ein paar Wochen später erfährt Reinhardt von Uwe, dass ihre Mutter gestorben ist. Sie treffen sich in Freiburg, im Haus ihrer Eltern.

KAPITEL 11:   

ERSCHÜTTERUNG

„Das müssen wir aber zusammen machen, Reinhardt. Es gibt so viel, was wir jetzt tun müssen, vor allem entscheiden müssen. Da kannst du dich nicht schon wieder raushalten wie bei Papa. Diesmal nicht.“

„Was soll das heißen, raushalten? Mutter und du, ihr habt das damals alles in die Hand genommen. Auf dich kann man sich wenigsten verlassen. Hab ich doch oft genug gehört. Außerdem ist mir doch völlig egal, wie jemand beerdigt wird. Ist doch sowieso alles nur religiöse Show.“

„Ja, Ausreden hattest du schon immer. Aber diesmal nicht, diesmal nicht. Das regel ich nicht alles alleine. Es geht schließlich nicht nur um eine Beerdigung. Wir müssen den Haushalt auflösen, das Haus verkaufen, Todesanzeige, Briefe schreiben an alle möglichen Leute, dann sind da die ganzen finanziellen Angelegenheiten, die ich nicht alleine …“

„Ich habe keine Angst, dass du mich um mein Erbe bescheißt. Du doch nicht, Uwe die personifizierte Korrektheit.“

„Meine Güte, kannst du dir diese Sprüche nicht mal sparen? Wenigstens jetzt? Ich weiß, du willst einfach nur wieder in deinen Bully steigen und weiterfahren und deine Tournee fortsetzen. Django Superstar besucht seine treuesten Fans …“

„Schwachsinn.“

„… aber jetzt musst du mal für kurze Zeit Verantwortung übernehmen.“

„Was hat denn das mit Verantwortung zu tun? Mutter ist gestorben, wir geben ein Inserat auf, unterschreiben ein paar Papiere und fertig.“

Uwe sah Reinhardt erschrocken an. Plötzlich stiegen ihm Tränen in die Augen. „Ja, genau. Mama ist tot. Nichts ist fertig. Lässt dich das wirklich so kalt? Ist das für dich wirklich nichts weiter als eine Formalie?“

Sie sahen sich schweigend in die Augen. Dann wich der Trotz aus Reinhardts Blick. Er verkrampfte innerlich, sein Herz wusste nicht, ob es langsamer oder schneller schlagen sollte, aber als Uwe ihn in den Arm nahm, wurde er weich, ließ sich fallen und sie trauerten minutenlang zusammen. Sie wischten sich erleichtert das Gesicht ab.

„Du hast ja Recht“, sagte Reinhardt verlegen. „Natürlich bleibt ich erstmal hier.“

Uwe ging zum Barschrank und füllte zwei Schwenker mit Cognac – halbvoll.

„Hier.“ Er reichte Reinhardt das Glas, der schief lächelte. „Und dann sehen wir uns ein paar Unterlagen an, okay?“

„Okay.“ Er stand auf, nahm noch einen Schluck. „Okay.“

Drei Stunden und ein paar Cognac später hatten sie sich einen ersten Überblick verschafft. In der Gefriertruhe fanden sie  mehrere Portionen von Elisabeths ruhmreicher Bergsuppe, einer lokalen Spezialität. Obwohl es eigentlich ein Wintergericht ist und nicht zu abendlichen 25 Grad passte, bestand Uwe darauf. Reinhardt weigerte sich aber, auch ihren halbtrockenen Lieblingswein zu trinken.

Nach dem Essen, zu dem sie meist schwiegen oder über Belanglosigkeiten redeten, durchforstete Uwe weitere Aktenordner, während Reinhardt sich mit seiner Gitarre auf die Terrasse setzte und verhalten und leise singend ein paar Leonard Cohen Lieder spielte. Entsprechend in seiner Traurigkeit bestärkt, blickte er in die allmählich verlöschende Abenddämmerung, sah aber weder die rot leuchtenden Zirruswolken, noch die Dächer der Stadt. Sein Blick verlor sich in den langen Schatten der Bäume und Sträucher des Gartens und in weit zurück liegenden Erinnerungen.

Kartenspiele mit seiner Mutter, als er mit Mumps das Bett hüten musste, ihr Schweigen, wenn er mit Vater über seine Zukunft stritt, wenn Vater ihn als faul und antriebslos beschimpfte, ihr Strahlen, wenn sie im Kirchenchor sang, ihr Lächeln, wenn sie beim Kochen Melodien summte, ihre Ermahnungen, doch endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen, weil das nun mal dem Leben Sinn gäbe.

Er schreckte auf, als ihm Uwe die Hand auf die Schulter legte. Er setzte sich zu ihm auf, blickte erst ungläubig auf eine Mappe in seiner Hand und sah ihn dann an mit einem Ausdruck, der Reinhardt verschreckte. Wortlos reichte er ihm die Mappe.

Nun war es Reinhardt, der ungläubig auf ein Dokument sah, das sein ganzes Leben aus den Angeln hob. Es handelte sich um eine Adoptionsurkunde und um seine Geburtsurkunde. Hans Hermann und Elisabeth Katharina Winkler hatten am 26. September 1950 einen nicht ganz zweijährigen Jungen mit dem Namen Reinhardt Elias Schneider „an Eltern statt angenommen“.

Reinhardt starrte Uwe an, die Urkunden, und wieder Uwe.

„Ich bin gar nicht …? Was heißt das? Ich bin … Wir sind gar keine …? Scheiße.“

Er klappte die Mappe zu und warf sie auf den Tisch. Er sprang auf, ging ein Stück über den Rasen, kam zurück. Er sah Uwe an und schüttelte den Kopf. Er hob hilflos die Schultern, die Hände fragend ausgestreckt.

„Doch“, sagte Uwe. „Natürlich sind wir Brüder. Das da ändert nichts daran. Gar nichts.“

„So? Findest du?“

Reinhard ging hinein und ließ sich auf das Sofa fallen.

„Warum sollte es? Wir zwei sind zusammen aufgewachsen. In derselben Familie, mit denselben …“

„Nein, nicht mit denselben Eltern. Ich bin bei deinen Eltern aufgewachsen. – – – Und wer sind meine? Meine Eltern?“

„Jakob und Marianne Lemberger, geborene Schneider.“

„Ja, und? Deswegen weiß ich doch nicht, wer sie sind. Und was ist mit ihnen passiert? Warum wurde ich adoptiert?“

„Mh, vielleicht finden wir ja noch mehr Unterlagen. Und ein bisschen was wissen wir schon. Auf dieser Krankenhauskopie von 1949, da heißt du doch Schneider. Deine Mutter hat also irgendwann wieder ihren Mädchennamen angenommen. Vielleicht nach einer Scheidung. Oder …“

„Oder was?“

Uwe zögerte. „Naja … Dein ursprünglicher Name ist Reinhardt Elias und dein Vater hieß Lemberger.“

„Ja und?“

„Reinhardt! Muss ich das wirklich erklären? Elias! Lemberger!“

Reinhardt war viel zu verwirrt, um klar denken zu können.

„Deine Eltern waren Juden. Zumindest dein Vater. Das sind typische Namen.“

„Reinhardt soll typisch jüdisch sein?“

„Lemberger! Reinhardt nicht, nein. Aber Elias.“

„Aber den Namen kann man doch auch einfach so geben.“

„Das ja, heute. Aber glaubst du, 1948 hätten Christen bewusst einem Kind einen solchen Namen gegeben? Das war doch immer noch verpönt. Nein, das glaube ich nicht.“

Reinhardt sah Uwe zweifelnd an. „Du meinst also, ich bin in Wirklichkeit Jude?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, ja.“

„Und wenn das stimmt, was heißt das jetzt?“

Die Frage blieb minutenlang im Raum stehen, bis Reinhardt plötzlich heiser auflachte. „Dann sollte ich jetzt vielleicht konvertieren und nach Israel auswandern und mich an koscheres Essen gewöhnen.“ Er griff nach einem Untersetzer auf dem Wohnzimmertisch und legte ihn sich auf den Kopf. „Und mit der Kippa herumlaufen.“

Uwe sagte immer noch nichts. Er sah Reinhardt eine Weile an, lächelte und meinte: „Sieht doch lustig aus, deine Kippa. Auch wenn sie dich damit nicht an die Klagemauer lassen.“

Wieder schwiegen sie lange. Reinhardt trank sein Glas leer und füllte nach. Trank es aus. Er beugte sich vor, legte den Kopf in seine Hände und flüsterte, langsam lauter werdend, vor sich hin.

„Und wer bin ich jetzt? Wer bin ich? Wo ist der Elias hin? Warum heiße ich einfach nur Reinhardt? Bin ich Reinhardt Elias Lemberger? Oder Schneider? Oder Reinhardt Winkler. Wer?“

Dann stieß er Uwe gegen die Schulter und schrie ihn fast an: „Hey, sag schon. Wer bin ich? Was sagen deine Philosophen dazu? Was? Wer bin ich, wenn ich nicht ich bin? Was sagt der gute alte Kant dazu?“

„Also für mich bist du immer noch mein Bruder. Mein Bruder Reinhardt Winkler, genannt Django. Mit exakt den gleichen Eigenschaften, derselben bescheuerten Frisur und den mal mehr, mal weniger lustigen Sprüchen. Für mich ändert sich da gar nichts.

Und was die Philosophen angeht – also, was Kant betrifft, fragst du den Falschen, denn du bist emotional erschüttert, du willst eine emotionale Antwort. Aber früher interessierten sich die Philosophen nicht sonderlich für Gefühle. Kant z.B. hielt Gefühle für unzuverlässig und war der Meinung, sie trübten das Denken. Womit er wahrscheinlich recht hat. Nach Descartes macht dich das Denken zum Ich, nicht das Fühlen.”

[…]

„Aber, um auf die Philosophen zurückzukommen“ sagte Uwe, „wirklich neu ist das gar nicht mal. Wittgenstein sah im Ich nichts als ein sprachliches Konstrukt, bar jeder reellen Basis. Auch Schopenhauer hat bestritten, dass es einen freien Willen gäbe.“

„Und ohne freien Willen kein Ich.“

„Das ist die Frage. Erinnerst du dich an die Truman Show? Wir waren damals zusammen im Kino.“

Reinhardt nickte. „Ja?“ Er fragte sich, worauf Uwe mit all dem hinaus wollte. Ihn auf andere Gedanken bringen?

„Worauf ich hinaus will: Ist Truman Burbank Truman Burbank? Würdest du sagen er hat ein ‚Ich‘, obwohl sein ganzes Leben ein Kunstprodukt ist? Wie hätte er jemals werden können, wer er ist? Verglichen mit ihm, ist deine Situation ein Kinderspiel. Selbst seine Neurosen sind Inszenierungen eines gottgleichen Regisseurs. Deine sind das Ergebnis eines normalen Lebens und somit Teil deiner Persönlichkeit, ob dieses Wesen, das du jetzt bist, Reinhardt Elias Schneider heißt oder Reinhardt Django Winkler. Die Beschriftung ändert sich, dein Kern bleibt gleich. Du bist die Summe deiner Taten. Und die hätten zu jeder Zeit auch andere sein können. Schon allein, weil nicht alles spontan geschieht, sondern das Ergebnis reiflicher Überlegung ist. Nimm Susanne. Du hast sie doch nicht aus einer Laune heraus sitzengelassen oder weil dein Hormonmix das urplötzlich entschieden hat.“

„Hey, hey, hey, Uwe. Das gehört jetzt wirklich nicht hierhin, das …“

„Und ob das hierhin gehört. Aber wir können auch von Mama reden. Duhast nicht spontan entschieden, sie so selten zu besuchen, dich nie um sie zu kümmern, vor allem in ihren letzten Jahren. Und nicht nur einmal. Immer wieder hast du dich ganz persönlich dagegen entschieden sie zu besuchen. Du. Egal unter welchem Etikett.“

„Was soll das, wird das jetzt ein Tribunal? Ja, ich hatte meine Gründe. Ich war ja auch auf Reisen, hab gearbeitet, hab …“

„Faule Ausreden. Du hattest keinen Bock.“

[…]

Reinhardt zog es vor zu schweigen. Er hatte hart zu kauen an Uwes Vorwürfen. Er fühlte sich schuldig, missverstanden und überfordert zugleich. Er lockte Uwe wieder auf seine Lieblingsspur.

„Und, gibt es nicht doch noch etwas, das Philosophen mir mit auf den Büßerweg geben können?“

Uwe musste lachen, aber es war ein fröhliches Lachen, in das Reinhardt sogar erleichtert einstimmte.

„Oh doch. Sollen wir bei Nietzsche anfangen? ‚Werde der du bist‘.“

„Was für ein Motto! Dann müsste ich jetzt also Jude werden.“

„Nein, nicht ganz. Aber vielleicht, es kommt halt darauf an, was du noch in dir entdeckst. Eigentlich bezieht sich der Satz auf dein Potential. Nietzsche wollte, dass der Mensch sein Potential voll ausschöpft, gegen jedwede Konvention, mit aller Macht den eigenen Geist höher und höher entwickelt. Aber ich fürchte, dazu fehlt dir der Ehrgeiz, der alles besiegende Wille. Du willst kein Übermensch werden.“

„Um Himmels Willen, bloß das nicht.“

„Keine Bange, dafür steht dir auch deine Begeisterung für Frauen im Weg.“

„Ach, von wegen Peitsche und so. Nee, Sadist bin ich nicht.“

„Nein, das war Nietzsche auch nicht. Der hatte es überhaupt nicht mit Sex, und der Spruch hat eher indirekt was mit Sex zu tun. Nietzsche sah in Frauen eine große Gefahr für Männer, da sie ihnen die Lebensenergie rauben würden und den eigenen Willen, weil Männer ihre ganze Energie auf sie richten würden, statt ihre geistigen Kräfte zu vervollkommnen. Nietzsche hatte immer massive Probleme mit Frauen.“

„Der arme Mann.“

„Ich glaube, du wärst für ihn ein Paradebeispiel. Stimmt doch irgendwie, so wie du den Frauen nachgejagt bist. Du bist doch kaum zu etwas anderem gekommen.“

„Ja, stimmt“, sagte Reinhardt ein wenig selbstgefällig schmunzelnd, „mit Sex hab ich viel Zeit meines Lebens verbracht. Frauen sind doch das Lebenselixier par excellence.“

„Na, dann müssen wir uns ja um dein Ich keine Sorgen machen.“

Sie sahen sich an, lachten plötzlich los, laut und ausdauernd,  ohne dass sie hätten sagen können, was denn so ungemein witzig war. Gelöst gossen sie sich nach.

Es wurde eine lange Nacht.

♦ ♦ ♦ ♦ ♦

„Logbuch Bully II, Tag 33

Ich sag’s ja immer: Morgenstund ist ungesund.

Kerl nochmal, hab ich einen Schädel. Und Magenkrämpfe nach all der Kotzerei. Entweder es lag am Bier oder am Wein oder am Cognac. Oder an dem Armagnac, den ich noch probiert hab, als der Cognac leer war. Jedenfalls fühle ich mich, als hätte mich eine Bierkutsche überfahren.

[…]

Mir raucht der Kopf. Und was hat es gebracht, das ganze Philosophieren, Räsonieren und Diskutieren? Besser geht es mir jedenfalls nicht. Ich war nachher auch zu betrunken, um Uwes Gedankengängen noch folgen zu können. Uwe schwebte hoch über dem Cognac, drehte philosophische Pirouetten, während ich wie ein behinderter Kiwi durchs gedankliche Dickicht gewatschelt bin.

‚Werde, der du bist.‘ Na prima. Toller Spruch, Herr Nietzsche. Kann man sich gehäkelt übers Bett hängen. ‚Die Existenz geht der Essenz voraus.‘ Danke, Herr Sartre, echt Wahnsinn. Also: Erst muss ich geboren werden, bevor ich werden kann, was ich aus mir mache, um aus mir zu machen, wer und was ich bin.

Jetzt könnte ich natürlich die Quintessenz ziehen, dass es völlig egal ist, wer Reinhardt Elias Lemberger oder Schneider ist, bzw. wer seine Eltern waren und warum ich zu Reinhardt Winkler wurde.

Ist es mir aber nicht.

Ich mein, ich bin ja nun nicht mehr in der Pubertät, wo man sich fragt, wer bin ich usw., aber es fühlt sich fast schon wieder so an, als wüsste ich es plötzlich nicht mehr, als müsste ich von vorne anfangen, als wäre der, für den ich mich immer gehalten habe, der Falsche. Da bin ich vor fünf Wochen losgefahren, um Rückschau zu halten und hab quasi einen Blick auf mein Lebensbild geworfen, und jetzt fehlt da plötzlich ein Puzzleteil. Eins? Jede Menge Teile fehlen.

Ich will doch wenigstens wissen, warum. Was ist da passiert? Es muss ja eine Erklärung dafür geben, dass ich adoptiert wurde. Heute Morgen lief ein Film nach dem anderen ab in meinem Brummschädel. Beide Eltern tot in einem brutalen Autounfall, oder mit dem Flugzeug abgestürzt. Oder umgebracht. Mein Vater durchgebrannt und meine Mutter im Alkohol versumpft, ich ins Heim, Mutter ins Delirium. Meine Mutter vergewaltigt, verzweifelt, will mich nicht. Ich im Bündel vor einer Klostertür.

An Fantasie hat es mir ja nie gefehlt.

Ich mein, bisher dachte ich, ich bin das Produkt meiner Erziehung, jedenfalls zum Teil, aber da gibt es ja auch Erbanlagen, da war ja schon vorher was in mir, das von jemand anderem kommt. Wenn ich also irgendwie verkorkst sein sollte, ich mein, nicht dass ich mich so fühle, jedenfalls bisher nicht, aber dann konnte ich das bis jetzt auf meine Eltern und ihre Erziehung schieben. Ich bin Hedonist aus Protest gegen mein spartanisches, lustfeindliches Elternhaus. Jetzt bin ich aber vielleicht so, weil – – – ja, was? Vielleicht hatte ich ja ein traumatisches Erlebnis mit meinen richtigen Eltern, und deshalb bin ich nicht bindungsfähig. Ist aber wahrscheinlich auch völliger Blödsinn. In dem Alter?

Mich hat einfach diese Knausrigkeit, dieses Genügsame gestört. Immer schon. Vielleicht gibt es sowas wie ein Hedonisten-Gen und ein Bindungs-Gen. Ein Ich-will-Spaß-Gen. Das hätte ich dann von meinen richtigen Eltern. Von Hans Hermann Winkler jedenfalls ganz bestimmt nicht.

Scheiße, Mann. Ich versteh mich ja langsam selbst nicht mehr. Das war mir bisher doch auch völlig egal. Ich bin, der ich bin. Basta. Genau so und nicht anders. Jeder ist anders jeck! Das hat doch bisher auch gereicht. Ich hab mich doch auch nie gefragt, warum ich auf lange Beine stehe und schwere Brüste und nicht auf o-beinige Schafe. Genauso wenig hat mich interessiert, warum Uwe schwul ist und ich nicht. Ist einfach so, Punkt. Ich hab auch keinen Bock auf einen Bürojob, kann mit Süßkram nix anfangen und finde Sport nur im Fernsehen interessant.

Ich bin doch noch immer ich, oder? Nietzsche kann mich mal. Descartes und Hume und Spinoza und der olle Schopenhauer auch.

[…]

Ich muss der Sache auf den Grund gehen. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich muss rausfinden, was damals passiert ist. Ich muss etwas erfahren über meine wirklichen Eltern, warum ich adoptiert wurde, ob ich vielleicht noch andere Geschwister habe, eigene, echte, sozusagen. Wenn ich nur wüsste wie. Das ist so unendlich lange her.

Uwe versuchte mir zwar gestern einzureden, dass sich doch in Wirklichkeit nichts geändert habe, schließlich hätte ich mein Leben so gelebt und nicht anders und ich wäre doch bisher ganz zufrieden mit mir gewesen. Stimmt, gebe ich zu. Sehr sogar. Aber das reicht jetzt nicht mehr. Irgendwie fühlt es sich anders an.

Ach ja, dann haben wir auch noch die ganzen Psychologen durchgekaut. Uwe meinte, auch mal wieder typisch, wenn ich damit wirklich echte Probleme bekäme, sollte ich eine Therapie machen. Das ist für viele immer das Allheilmittel. Mann, diese ganzen Psychofritzen und Selbsterfahrungsgurus und das Gelaber von mal In-sich-gehen, mal Aus-sich-herausgehen, das ging mir schon immer unglaublich aufs Überich, und das war schon gestresst genug, weil ich so ein starkes Es habe, das bei mir den Ton angibt und sich bestens mit meinem Ich verträgt.

Ehrlich, was die Leute immer mit ihren  Selbsterfahrungsseminaren haben. Ich brauchte sowas nie und hab auch jetzt keinen Bock drauf, auf diesen psychologisch verbrämten Ringelpiez mit Anfassen, diese esoterischen Worthülsen und all die Phrasendrescherei. Heute eignen sich manche Phrasen ja nur noch als Satire, aber damals waren die wirklich ernst gemeint. „Gut, dass wir mal darüber geredet haben.“ „Und, was macht das jetzt mit dir?“ Was das mit mir macht? Ganz einfach: das macht mich kirre, aggressiv, das macht mich jetzt so total echt voll sozial inkompatibel. Bei Vollmondlicht von menstruierenden Frauen gepflückten Kräutertee trinken und sich die Beziehungsprobleme vom Leib trommeln. Auf einem echten Biogehöft in der Toskana bei Stricken und Häkeln seine weibliche Seite entdecken. Im Kreis sitzen, mal so richtig loslassen und sich hinterher heulend mit Männern in den Armen liegen, weil man endlich, endlich, endlich mal wahlweise seine Sexbesessenheit oder seine Erektionsprobleme gebeichtet hat.

Nee, wirklich. Bleibt mir vom Leibe damit.

Ich glaub, mir geht’s schon wieder besser.“

Was sich bald als Irrtum herausstellt, als Reinhardts und Uwes Recherchen weitaus Erschütternderes als seine Adoption zutage fördern.

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