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Der doch nicht!

Nein, Herr Ratzinger hat nichts falsch gemacht. Papst Benedikt auch nicht, der XVI erst recht nicht. Wie denn auch? Gut, er hat entgegen seiner früheren Darstellung doch an einer Ordinariatssitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, über dessen sexuellen Missbrauch von Kindern man bestens informiert war und der danach dennoch weiter in der Seelsorge eingesetzt wurde – nach dem Motto: Dann trifft es wenigsten nicht immer dieselben. Aber das ist moralisch nicht zu beanstanden. Das war keine Lüge. Das kann der Mann doch gar nicht. Der war doch Papst! Der wurde doch in heiligem Schnaps gebadet. Spiritus Sanctus und so.

Nein, seine höchstunfehlbare Heiligkeit hat nicht gelogen. Das ist alles „nicht aus böser Absicht“ geschehen und zu verantworten hat er das schon mal gar nicht. Wie Herr Ratzinger durch seinen Privatsekretär Gänswein verkünden lässt, handelt es sich schlicht um ein sicherlich ärgerliches „Versehen bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme“. Dass da irgendeine untergeordnete Knallcharge nicht aufgepasst hat, das ist ihm leider gerade eben erst aufgefallen. Er bittet dies zu entschuldigen.

Das Versehen, wohlgemerkt. Den Rest macht er mit sich allein aus. Das ist aber auch praktisch, wenn man solche Unannehmlichkeiten mit Beten und Beichten bereinigen kann, ganz intim mit sich und dem imaginären Herrn. Ein Dutzend Ave Maria und das Ganze ist erledigt. Und ansonsten ist der da oben ja auch ein Mann und hat für die Nöte seiner Geschlechtsgenossen größtes Verständnis, schließlich hat er sie nach seinem Ebenbild geschaffen und höchstselbst die Wollust in die Welt gesetzt. Als hätte der nicht gewusst, was er tut.

Was bleibt, ist eine so formale wie peinliche Entschuldigung – durch den Privatsekretär. Soll das angemessene Demut sein? Nein, tut mir leid. Auf derartige Entschuldigungen hat dieser Herr, der mal auf dem höchsten moralisch-ethischen Thron saß, keinen Anspruch mehr.

Es gibt ein paar ehrliche und aufrechte Ausnahmen, die Edelweiße der kirchlichen Hirtengilde. Für die anderen gilt:

Liebe Kirchenfürsten und -lakaien, wenn ihr vielleicht eines Tages doch noch aus dem finsteren Tal eurer heilig-geistigen Umnebelung herausfindet – aber lasst euch dabei bitte weder von eurem Stab, noch von eurem Stecken leiten – wie wäre es damit, statt vor dem Kreuz einmal vor euren Opfern zu knien?

Danach können wir ja über Vergebung reden.

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