Ein rechtes Netzwerk, in dem sich Polizisten an Hitlerfotos und Fotomontagen erfreuen, in denen Flüchtlinge in der Gaskammer sitzen. Und Kollegen, die diese Posts kennen, die sich wahrscheinlich über randalierende Jugendliche echauffieren und über Clankriminalität und rasende Autofahrer, aber bei Volksverhetzung den ansonsten auf Gesetzestreue pochenden Mund halten. Eigentlich nicht im Geringsten überraschend. Außer für Seehofer, der jetzt wahrscheinlich völlig baff ist. Was? Rechtsradikale bei der deutschen Polizei? Wie kommen die denn da hin? Unter Menschen, die in ihrem Berufsalltag ständig mit dem weniger fröhlichen und friedlichen Teil menschlicher Existenz zu tun haben, die mit Hass, Verbrechen, Eifersucht, Brutalität, Betrug, sozialem Elend, mit Verachtung für Recht und Gesetz und Ordnung konfrontiert werden, angepöbelt und angegriffen werden, und deshalb viel mehr als wir Normalbürger Gefahr laufen ein ziemlich negatives Menschen- und Gesellschaftsbild zu entwickeln – ohne dass irgendjemand ihnen helfen würde diese frustrierenden Erfahrungen aufzuarbeiten. Supervision ist in deutschen Polizeibehörden nach wie vor ein Fremdwort. In einer Institution, für die sich ohnehin schon im Vergleich mit anderen Berufen überdurchschnittlich viele Menschen mit autoritärer Persönlichkeitsstruktur interessieren, mit Menschen die auch mal in einer Machtposition sein wollen – da soll es Nazis geben? Womöglich sogar noch mehr als im Schnitt? Damit musste man doch nun wirklich nicht rechnen, und deshalb waren Untersuchungen zu ethnic profiling und rechten bis terroristischen Netzwerken ja auch völlig überflüssig.
Wie zum Beispiel für Michael Matz, den stellvertretenden NRW-Landesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, der nichts Besorgniserregendes zu erkennen vermag. In NRW stünden schließlich nur 50 Beamte unter Verdacht, was nur 0,1 % der Beschäftigten entspräche. Kann man dann wohl getrost vergessen. Vor allem, weil das ja die Einzigen sind, die so etwas tun. Das Verhalten gegenüber Migranten, wie etwa im Zusammenhang mit dem Nagelbombenattentat in Köln, ethnic profiling, Hassmails mit Hilfe von Daten aus Polizeicomputern, Prepper-Fangruppen, QAnon-Anhänger, ein Polizist aus Hamm, der die rechtsextreme Terrorgruppe S unterstützt – alles nur Einzelfälle. Wie immer. Es scheint, als sähe Herr Matz vor lauter schwarzen Schafen die Herde nicht mehr.