Der Parlamentarische Geschäftsführer der Union im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), ist empört. Die Zornesröte steht ihm im Gesicht angesichts dessen, was in den Augen dieses durch und durch bibelfesten – und deshalb natürlich niemals den ersten Stein werfenden – Unionschristen ein Skandal erster Güte und unerhörtester Heuchelei ist. Es geht um die Ernennung der bisherigen Greenpeace-International-Chefin Jennifer Morgan zu Annalena Baerbocks Klima-Sonderbeauftragten.
Dass das skandalös sein soll, darauf muss man erst mal kommen. Darauf kommen nur Leute, denen die Umfragewerte bis zum Halse stehen und unter zumindest partieller Amnesie leiden. Originalton Thorsten Frei: „Um es klar zu sagen: Die grüne Heuchelei in Sachen Lobbyismus hat große Chancen auf das Guinness Book of Records. Die Greenpeace-Aktivistin im Handumdrehen zur Staatssekretärin zu machen, passt nun wirklich nicht zu den jüngsten Vorgaben des Parlaments, den Einfluss von Interessenvertretern deutlicher zu kennzeichnen.“ Das sei ein „höchst eigenwilliger Vorgang und ein Beispiel für grüne Doppelmoral“.
Der Vorwurf der CDU ist derart grotesk, dass man sich fragen muss, ob Frei unter extremem Long-Covid leidet. Erstens gibt es hier ganz und gar nichts deutlicher machen, denn niemand hat auch nur andeutungsweise zu verbergen versucht, für wen Frau Morgan vorher gearbeitet hat. In dem Punkt herrscht völlige Transparenz. Da handelt es sich doch wohl eher um Wahrnehmungsstörungen des Herrn Frei.
Zweitens kommt dieser Vorwurf ausgerechnet aus der Partei mit der in Deutschland längsten Liste an Korruptionsskandalen; aus der Partei, in der während der Pandemie gleich ein halbes Dutzend Abgeordnete sich auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen vollgestopft hat und die sich nicht schämt, den zugegeben dilettantischen Jung-Lobbyisten Philipp Amthor zum Spitzenkandidaten in Mecklenburg-Vorpommern zu machen. Und deren neuer Vorsitzender immer noch in Anzügen herumläuft, die vom Finanzhai Blackrock finanziert wurden! Frei heraus gesagt, Herr Frei, wer ist da der Heuchler?
Drittens ist die Bemerkung auch inhaltlich unterirdisch daneben. Hier geht es nämlich nicht wie sonst gerade bei CDU/CSU und FDP üblich darum, Gesetze im Sinne privater ökonomischer Interessen zu beeinflussen. Bei Herrn Frei mag das ja noch nicht angekommen sein: Hier geht es um Umweltschutz, also um Interessen, die nicht allgemeiner sein können. Es geht um den Einsatz für die Erhaltung der menschlichen Lebensgrundlagen, nicht um Vorteile für ein einzelnes Land, eine Partei, ein Unternehmen oder gar ein privates Portemonnaie. Ja, Frau Morgan wird dafür bezahlt. Das Geld fließt nicht an Greenpeace. Sie wird für ihre Arbeit bezahlt, so wie Herr Frei auch. Wobei das Geld bei ihr offensichtlich besser angelegt ist.
Jennifer Morgan ist nämlich Fachfrau. Sie besitzt jede Menge ökologischen Sachverstand und hat jahrelange Erfahrung in Öffentlichkeitsarbeit. Sie ist also genau das, was sich die Bürger doch so oft wünschen: Jemand, der Ahnung hat von der Materie. Sie ist also in einem Maße für ihren Job qualifiziert, von dem Herr Frei nur träumen kann.
An dieser Personalwahl mögen beleidigte Wahlverlierer und verblendete Parteigänger herummäkeln. Für die anderen gilt: Mit Jennifer Morgan sitzt die richtige Frau auf diesem Posten, auf dem sie mit ihrer Expertise und Erfahrung etwas bewirken kann – gegen die wahren Lobbyisten und Klimakiller!