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Die fabelhafte Welt der FDP

Christian Lindner beeindruckt immer wieder mit seinen Analysen, mit seinem ganz spezifischen lindnerschen Verhältnis zur Realität und seiner geistigen Beweglichkeit.

Deshalb klammert er sich hartnäckig an eine Wirtschaftstheorie, deren Annahmen und Heilsversprechen für die meisten Menschen oft genug widerlegt wurden und in der Praxis nicht zu übersehenden sozialen Schaden anrichten. Er ist und bleibt ein neo-liberaler Junkie, so wie seine Partei.

Aber nicht deshalb sind sie aus dem niedersächsischen Landtag geflogen. Nein, er hat es messerscharf erkannt: Es liegt an den anderen Parteien und an den Wählern. Bravo, Christian, das hätte ein erster Schritt auf dem für dich ziemlich langen Weg der Erkenntnis sein können.

Stattdessen sind die SPD und die Grünen schuld, die es geschafft haben, die FDP als linke Partei erscheinen zu lassen. Donnerwetter, darauf muss man erst mal kommen. Obwohl sie in Wirklichkeit doch in der Mitte stehen! Hat er gesagt. Aber das haben die Wähler offensichtlich noch nicht erkannt, dass eine Partei die gesellschaftliche Mitte repräsentiert, die die Leistungsträger in erster Linie bei Einkommen über 60.000 € netto lokalisiert und die 10 % der Bevölkerung, die über 60 % des Vermögens verfügen, nicht höher besteuern will. Bei einer solchen Wahlanalyse fragt man sich doch, welcher Schampus nicht mehr ganz echt wahr, den er sich abends so reinzieht.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sekundiert denn auch folgerichtig, dass sich die gemeinen Rot-Grünen auf Kosten der FDP profiliert hätten. Wie perfide aber auch. Die haben der FDP aber auch nicht die geringste Chance gegeben, sich durchzusetzen. Kein Tempolimit, keine Masken mehr ausgerechnet im Flugzeug (wahrscheinlich sind Lindner und Co. schon lange nicht mehr in der Touristenklasse geflogen), keine höheren Steuern für Bestverdienende, keine an der Realität orientierte Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze. Stattdessen Steuergeschenke für Gutverdienende, wie die erhöhte Kilometerpauschale.

Wie sollte die FDP da dem Wähler beweisen, wie toll sie sind? Nein, nein, mit Politik hat der Rauswurf aus dem niedersächsischen Landtag nichts zu tun.

Oder vielleicht doch? Henning Höne, der NRW-Fraktionsvorsitzende, meint nämlich, die FDP habe ihre Erfolge nicht deutlich genug gemacht! Die Wähler, vor allem die, die sich keinen Urlaub mehr leisten können, haben einfach nicht kapiert, wie herrlich das ist, endlich im Flieger keine Maske mehr tragen zu müssen! Wie dumm aber auch, dass Sozialhilfeempfänger, Aufstocker, Geringverdiener, Alleinerziehende, Mini-Rentner und diejenigen Bessergestellten, die der Meinung sind, dass man diesen Gruppen gerade jetzt unter die armen Arme greifen muss, erkannt haben, dass sie nicht zu dem Teil der Bevölkerung gehören, unter denen die FDP ihre Wähler sucht.

Nun, ich hoffe, dass die FDP noch lange auf ihrer Sicht der Dinge beharrt. Dann kann man zumindest mit Blick auf die Geld-Schein-Liberalen den nächsten Wahlen etwas gelassener entgegensehen. Ich halte die deutschen Wähler in ihrer Mehrheit nämlich für schlauer als Herr Höne und Herr Lindner.

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