Wie üblich bedarf es mal wieder einer Katastrophe, bevor der Mensch begreift, dass er handeln sollte. Bis dahin gilt das Prinzip: Alles Panikmache, Katastrophenszenarium, Weltuntergangsideologie. Nein, es wird schon nicht so schlimm werden.
Wird es doch. An den Polen, in den Weltmeeren, in den Böden, in der Atmosphäre. Aber anstatt zu handeln und unser Verhalten zu ändern, hoffen wir ganz archaisch auf die Götter. Irgendeiner wird uns schon retten. Irgendjemandem wird schon was einfallen, was Technisches, sodass wir uns weiter blödsinnig und destruktiv verhalten können. Und wie blinde Elefanten über den Planeten trampeln können.
Nichts, gar nichts von dem, was jetzt passiert ist, ist auch nur im Geringsten überraschend. Dass wir in unserem bisher beschaulichen Europa immer häufiger Extremwetterlagen erleben werden, ist keine Computersimulation, sondern längst Realität. Dass die Gletscher schneller schmelzen als in den pessimistischsten Schreckensszenarien prognostiziert wurde, dass sich der Golfstrom verschiebt und der Jetstream schwächer wird – all das ist hinlänglich jedem bekannt, der es wirklich wissen will.
Armin Laschet gehört zu denen, die es nicht wissen wollen, die den Schuss immer noch nicht gehört haben. Erst kürzlich entlarvte er seine ganze geballte Naivität, als er bei Anne Will ‚erklärte‘:
„Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich ein weltweites Thema geworden.“
Ja, warum wohl? Was mag da der Grund gewesen sein? Die Wahl von Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin der Grünen? Die Eröffnung der Badesaison? Der 10. Todestag von Eisbär Knut? Warum sagt es ihm keiner?
Stattdessen tapst er in Gummistiefeln durch das Wasser, das seinen Bürgern bis zum Halse steht, und mimt Einsicht. In Hagen plapperte er noch nach, was ihm seine Berater aufgeschrieben haben und verkündete, wie wichtig angesichts der Katastrophe „größere Anstrengungen für mehr Klimaschutz“ seien. „Größere“, wohlgemerkt. Keine großen. Oder effektiven.
Und schon kurz darauf lugt der wahre Laschet aus der politisch korrekten Verkleidung und lässt die presseamtliche Sprechblase platzen. Da steht er mit Blick auf die klimakatastrophalen Fluten und es sprudelt wie aus einem überlaufenden Gully aus ihm heraus:
„Ich bin Ministerpräsident, kein Aktivist. Nur weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik.“
Garzweiler stoppen? Kohleverstromung beenden? Tempolimit? Ausbau des ÖPNV? Wieso denn nur? Demnächst sollen ja weitere Dörfer für den Tagebau von der Landkarte verschwinden. Wahrscheinlich wird Armin „Mir-dämmert-gar-Nichts“-Laschet das zur Konsequenz aus dem Regen-Gau verklären, zur Renaturierung – schließlich wurden ja in der Vergangenheit viel zu viele Flächen versiegelt. Zuzutrauen wäre es ihm, dem Klima-Passivisten.
Man möchte ihm seine Gummistiefel über den Kopf ziehen.





