Liebe Mitglieder, liebe Mitvaginen, liebe Diversgeschlechtsteilige,
ich begrüße Sie herzlich zum ersten Jahrestreffen des VFKGS, des Vereins zur Förderung konsequent gendergerechter Sprache. Liebe Förderer und Förder – (Sternchenpause) – innen, bitte begrüßen Sie ebenfalls unsere Gäste und Gäst – (Sternchenpause) – innen aus unserer Partner und Partner – (Sternchenpause) – innenstadt, herzlich willkommen.
Ich möchte hier mal eine Lanze brechen für eine neuzeitlich zeitgeistige Form unserer Mutter- und Vatersprache.
Bei allem genderpolitisch korrektem Sprachbewusstsein bitte ich Sie allerdings mir in der Folge zu verzeihen, dass ich von nun an auf die Sternchenpause verzichten werde. Der Vortrag würde sonst doch etwas in die Länge gezogen. Können Sie sich vorstellen, wie das in Zukunft für Sprecher- und Sprecher – (Sternchenpause) – innen von Hörbüchern sein wird? Und erst für die Hörenden. Und die armen Theaterbesuchenden! „Oh schöne neue Welt, die solche Einwohner – Sternchenpause – innen hat.“ „Schwachheit, dein Name ist Kerl und Weib.“ „Der Wunsch ist Vater und Mutter des Gedankens.“ „Da steh‘ ich nun, ich arme – Sternchenpause – r Tor – Sternchenpause – in.“
Aber Scherz beiseite.
Hat sich schon mal jemand gefragt was wir von Fremdsprachler- und Fremdsprachlerinnen, erwarten, wenn sie Deutsch lernen müssen? Die all die merkwürdigen Vokabeln lernen und ganz gegen ihre Gewohnheit immer alles doppelt sprechen müssen, ganz abgesehen davon, dass diese Menschen und Mensch – Sternchenpause – innen irgendwann anfangen zu stottern. Ja, da ist Not an Mann und Frau und Transgenderperson.
Aber hätte ich jetzt nicht besser Fremdsprachende sagen sollen? Fremdsprechende klingt doch eher negativ, oder? Eigentlich müsste es heißen Fremdlernende, denn schließlich können auch stumme Menschen eine fremde Sprache lernen, und die möchten wir doch nicht ausschließen.
Aber ich schweife ab und erweise damit der Aufmerksamkeit meines Publikums einen Bären- und Bärinnendienst. Und bin damit doch schon mitten im Thema. Ja, meine Damen und Herren und Trans-, Inter- und Universalsexuellen, auch Tieren gegenüber müssen wir lernen, den nötigen Respekt zu erweisen. Um der geistigen Klarheit und gendergerechten Erziehung willen brauchen wir eine Hunde- und Hündinnensteuer, Kater- und Katzenstreu, Vogel- und Vögelinnenfutter.
Ja, wir sind noch lange nicht am Ende unserer Spracherneuerung angekommen. Ich möchte auf ein paar weitere Problemfälle aufmerksam machen, deren Lösung wir uns auf unserem Kongress widmen möchten.
Bei Berufsbezeichnungen hat sich ja schon einiges getan, aber uns fehlen noch Krankenbrüder und Hebammern. Auf abfällige Begriffe wie Tippser sollten wir hingegen verzichten, nicht wahr? Aber es wird Zeit, dass wir auch verärztint werden und bevatert, dass wir freundinlich und künsterinisch sind, dass ein Flugobjekt auch unbefraut sein kann und eine Expertise fachfraulich.
Eine unserer Arbeitsgruppen wird sich auch mit Verwaltungssprache und Broschüren beschäftigen. So wurde bereits in einzelnen Städten „Bitte rufen Sie uns an“ durch „Treten Sie an uns heran“ ersetzt, um mündlich herausgeforderte Menschen und Menschinnen nicht zu diskriminieren. Und was sollen Rollstuhlfahrer nun dazu sagen? Kunden- und Kundinnen soll durch Kundschaft ersetzt werden. Die Kundschaft? Gehen denn nur Frauen einkaufen? Welches Bild vermitteln wir da unseren Kindern?
Sie sehen, wir müssen uns generell mit dem Artikel auseinandersetzen. Da handelt es sich nicht schlicht um eine grammatische Kategorie. Hier gilt dasselbe wie beim maskulinen Generikum.
Ich finde, es ist an der Zeit, auch männliche Diskriminierung in der deutschen Sprache, auch wenn sie zugegebenermaßen seltener ist, auszumerzen. Gleichberechtigung gilt schließlich für alle. So sollten wir auch mit dem Artikelunfug aufhören. Ich bin ja eigentlich ein bescheidener, Entschuldigung, bepenister Mensch, aber hier fühle ich mich ausgeschlossen und somit diskriminiert, weil es heißt: die Menschheit. Wieso der Streit, aber die Harmonie? Wieso der Feind, aber die Freundschaft? Selbst, wenn es sich um Blutsbrüderschaft handelt! Womit ich natürlich nichts gegen Blutsschwesternschaften gesagt haben will oder Blutstranssexuellenschaften.
Schon Mark Twain wunderte sich, das eine junge Frau im Deutschen geschlechtslos ist – das Mädchen – ausgerechnet eine Möhre hingegen weiblich. Was, möchte ich ergänzen, übrigens auch für die Banane und die Zucchini gilt. Ein Apfel hingegen ist männlich, warum auch immer. Wieso heißt es die Hose, aber der Rock? Wieso ist ein Uterus männlich und eine Eichel weiblich?
Deshalb schlage ich eine radikale, aber simple Reform vor: alles was nicht menschlich ist bekommt den Artikel ‚das‘, alles weibliche ‚die‘ und alles männliche selbstverständlich ‚der‘, den Plural erkennt man ja schon an der Form; dann könnten wir uns auch jedwede Kasusvariante ersparen, Artikel bleiben einfach gleich. Fertig. Oder halten Sie es für logisch, geschweige denn gendergerecht, dass Männer in der Mehrzahl ihre weibliche Seite entdecken sollen? Da wird sexueller Zwang via Grammatik ausgeübt.
Noch ein Hinweis, bevor wir uns in das Seminarräume begeben. Das Cateringservice kann uns heute leider nicht bewirt – Sternchenpause – innen, deshalb bitten wir Sie, sich in das Pausen in das Zufußgehendenzone zu versorgen. Und beachten Sie, dass das Bürger- und Bürger – Sternchenpause – innensteig wegen das Baustelle nicht benutzbar ist.
Und das heute erarbeiteten Vorschläge werden dann auf unserer nächsten Konferenz im Oktober, also im Altweiber- und Kerlesommer, in Mann- und Frauheim diskutiert.
Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.
3 Antworten auf „Mal fröhlich gegendert“
Eine Lanzin brechen?
Naja, aber ich glaube auch nicht, dass jemand/in auf gebrochene Lanzen neidisch ist.
Eine Lanze brechen? Also bitte ja, das untermauert doch nur den Penisneid bei den nicht belanzten Mitmensch*innen.
Ich hatte auch überlegt, wie man da eine entsprechende gendergerechte Variante draus machen kann. Leider ist mir da nichts Knackiges, nichts Überzeugendes eingefallen. Vor allem da diese Redewendung ja eher schmerzhafte Assoziationen weckt.