Eine Besonderheit vorweg: So gern ich ihm Saures gebe, aber diesmal muss ich Merz zustimmen. Ja, wirklich wahr. Und zwar, was seine Kritik an den Bayern-Bossen angeht, die beim Spiel gegen Schalke ohne Mindestabstand und ohne Maske auf der Tribüne standen. Merz indirekte Frage, ob es sich dabei um „Dummheit oder Arroganz“ handele, kann man, glaube ich, mit Fug und Recht mit „sowohl, als auch“ beantworten. Es ist das typische Gehabe von Abgehobenen, von Nicht-mit-normalen-Maßstäben-Messbaren, das dieses Clübchen der Auserkorenen schließlich nicht zum ersten Mal an den Tag legt. Die nachträglich bekundete Reue ist nichts weiter als eingeübte PR und ist so ernst zu nehmen, wie die Respektsbekundungen für Niko Kovac. Dass Rummenigge, Kahn, Hoeneß und Co. im Eifer des Gefechts die Corona-Regeln vergessen oder, wie Rummenige andeutet, falsch verstanden haben – wer soll das ernsthaft glauben? Es war ihnen schlicht und einfach egal. Mir san halt immer noch mir! Und dass die Schalker Gäste, unter ihnen auch der nur noch von Leuten wie Hoeneß geschätzte Skandal-Fleischer Tönnies, das alles lächelnd mitgemacht haben, lässt sich nur noch mit dem Hinweis auf die sprichwörtliche Mischpoke erklären.
Damit aber ja nicht zu viel Einverständnis mit Merz aufkommt, haut er gleich einen neuen Klops raus. Er habe nichts gegen Homosexuelle, schwadroniert er gegenüber der Bild-Zeitung, „solange es nicht Kinder betrifft“ . Nein, das ist kein Zitat aus dem letzten Jahrtausend. Und dass er das auch genau so meint, bestätigt er in einem zweiten Interview, in dem er zwar den „bösartig konstruierten Zusammenhang“ kritisiert, um dann aber sofort wieder selber einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie herzustellen. „Die Toleranzgrenze ist immer überschritten, wenn Kinder betroffen sind, und da haben wir nun genug abscheuliche Dinge gesehen in letzter Zeit.“ Ach ja. Stimmt. Das allem zugrunde liegende Problem, der eigentliche Auslöser für Lüdge und Bergisch Gladbach und den Missbrauch von kleinen Mädchen durch pädophile Männer war ja deren Homosexualität. Oder an welche Dinge in letzter Zeit hat er da gedacht? Es ist wohl eher so, dass Merz niemals begreifen wird, dass sexuelle Orientierung und sexuelle Gewalt zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind.
Aber was soll man erwarten von einem Menschen, der auch bei anderen Themen nichts dazulernt, sei es Neo-Liberalismus oder Umweltschutz, und der vor fast 20 Jahren schon über den schwulen Berliner Bürgermeister Wowereit sagte: „Solange der Wowereit sich mir nicht nähert, ist mir das egal.“ Ob das eigentliche Problem Merz Homophobie ist?
Der Ärmste. Man stelle sich vor, der wird wirklich CDU-Vorsitzender und Spahn nimmt in gratulierend in den Arm! So ganz nah! Ach so, geht ja nicht. Corona. Schade.





