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Nun also Österreich

30.9.21 Von Zernez nach Sölden

https://www.google.com/maps/@46.9607766,11.0015382,15z

Nachtrag

Da ich Morgen, bzw. heute, nach Österreich fahre, dachte ich mir, bringe ich doch mal die letzten Schweitzer Franken unter die Leute. Also auf zur Kiosk-Kneipe des Campingplatzes. Dort waren schon ein paar Dauercamper versammelt, wie jeden Spätnachmittag. Die Rentnergang.

Einer prostete mir zu und schon waren wir im Gespräch. Wobei ich schon ge’hör’ige Probleme hatte, diesen Dialekt zu verstehen. Eine Frau meinte, ich sollte doch meine Hörgeräte auf Schwiitzerdütsch umstellen. Hätte ich glatt gemacht. Aber es ging, etwas holprig, auch so. Zwei aus der Runde (von einem halben Dutzend) waren für mich so unverständlich, dass die anderen ständig übersetzen mussten. Aber das lag eindeutig nicht an der Qualität meiner technischen Ausrüstung.

Was mich wunderte: Neben ihrem Bier (Männer) bzw. Spritz Aperol (Frauen) gab es ständig etwas, das aussah wie Tee. Ich vermutete richtig, so eine Art Grog, lag aber falsch. Es handelte sich um Kafi Luz (bis ich das kapiert hatte!). Wasser, Zucker, Schnaps und ein kleiner Schuss des euphemistischen Namensgebers Kaffee. Ich musste natürlich auch einen probieren. Gut, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ich ging wieder zu Bier über. Der Wirkung nach zu urteilen, war die Hauptzutat hochprozentig.

Wir sprachen über das Rentnerleben, über Covid, über die Wahlen in Deutschland. Gefragt, antwortete ich, ich wäre enttäuscht. „Ja, das kann ich verstehen“ (ich erspare mir schwiitzerische Lautschrift), „dass die CDU aber auch so schlecht abgeschnitten hat.“

Ich korrigierte die Annahme.

„Aah! Ein Grüner. Ein Grüner. Ahh, ahh.“ Aber alles blieb fröhlich und tolerant.

Dann bekam ich eine Lektion in Rätoromanisch. Ich schiebe es mal auf die alkoholischen Umstände, dass mir nichts in Erinnerung geblieben ist. Außer “Guten Tag”, aber das ist keine große Sprachkunst: “Bun di”.

Dann erleuchtete die Abendsonne die umliegenden Berggipfel. Es wurde allmählich kühl. Aber die Stimmung war blendend.

Und dann also heute morgen nach Sölden. Wieder eine entspannte, blickreiche Fahrt, weiter durchs Inntal, durch und vorbei an malerischen Orten mit seltsamen Namen. Susch, Crusch, Vnà oder Ramosch:

Der Campingplatz in Sölden …

ist ziemlich leer. Was vielleicht auch daran liegt, dass er am Sonntag für dieses Jahr schließt.

Es herbstelt.

Auch mehrere Hotels und Restaurants sind für ein paar Wochen dicht, und öffnen erst in drei Wochen wieder, wenn, wie überall angekündigt, hier ein Weltcup-Skirennen stattfindet.

War ich in der Schweiz drei Wochen in kleinen Dörfchen (von Locarno abgesehen), so bin ich jetzt in einem Touristenzentrum gelandet. Alles ist hier auf Skifahren eingestellt und der Ort besteht aus nichts anderem als der entsprechenden Infrastruktur. Wanderwege gibt es auch, aber für den Sommer viel wichtiger ist wohl Mountainbiking, jedenfalls gibt es mehrere Fahrradverleihe und Kursangebote (muss eine Hardvore-Variante sein).

Der Ort selbst besteht fast nur aus Hotels, Appartments, Ferienwohnungen. Dazwischen Boutiquen, Skiverleih, Biker-Bars, Apres-Ski Lounges; und sogar Table-Dance haben sie hier zu bieten.

Vom Campingplatz aus sind es 10 Minuten zu Fuß bis zu einer Seilbahn. Das Wetter spielt wohl mit, also werde ich morgen wieder in luftiger Höhe herumlaufen.

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