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Von wegen Satire

Da habe ich mich anlässlich Trumps Nationalfeiertagsrede noch ironisch gefragt, wann Trump fordern wird selbst in Stein gemeißelt zu werden (https://www.myview-wolfgangmebs.de/geschichtstraechtig/) – und schon ist es Realität. Laut der Gouverneurin von Süd-Dakota, Kristi Noem, sagte Trump bereits vor zwei Jahren bei einem Treffen mit ihr, er träume davon selbst einmal am Mount Rushmore verewigt zu werden. Nicht dass das irgendjemanden überraschen würde, schließlich ist nur seine intellektuelle Leere monumentaler als sein Größenwahn. Aber jetzt hat er wohl tatsächlich einen Speichellecker vorgeschickt, der offiziell bei der Regierung in South Dakota diesbezüglich angefragt hat. Die Tatsache, dass er umgehend erklärt dies nie selbst vorgeschlagen zu haben, spricht für sich, vor allem da er sofort nachschiebt, „nach all den vielen Dingen, die in den ersten dreieinhalb Jahren erreicht wurden, vielleicht mehr als in jeder anderen Präsidentschaft“, erscheine ihm dies „als eine gute Idee”.  

Also ich muss sagen, die Schweinchen-Dick-Trump-Ballons, die bei verschiedenen Demos aufgestiegen sind, finde ich als Ehrung völlig angemessen und ausreichend. Aber statt weiterer ironischer Bemerkungen sollte man diese Farce vielleicht besser ignorieren, sonst kloppen ein paar durchgeknallte Amis wirklich demnächst diese selbstgefällige Visage in einen dann bemitleidenswerten Felsen.

Wesentlich erfreulicher ist dagegen die Aktion von Florian Schröder bei der Querdenker-Demo in Stuttgart. Ein Klopps für sich ist ja schon, warum man ihn zu einer Versammlung von Verschwörungsmystikern eingeladen hat, nämlich dass die Veranstalter hereingefallen sind auf Leute, denen offensichtlich genauso wie ihnen selbst die banalsten Grundlagen von Recherche unbekannt sind, und deren Gedankengänge von den simpelsten Reiz-Reaktionsmustern bestimmt werden. Aufgrund eines Videos, in dem Schröder auf der Bühne einen Verschwörungsfanatiker mimt, die satirische Auflösung allerdings weggelassen wurde, hielt man Schröder für einen der ihren.

Und statt das aufzuklären und das Angebot abzulehnen, nahm Schröder dankend an! Eine wirklich mutige Entscheidung und ein immer wieder sehenswerter Auftritt. Wie er zunächst auf Seiten des Publikums zu sein scheint, und ihnen dann die ganze Unsinnigkeit und Gefährlichkeit ihrer Einstellung vor Augen führt – klasse. Nicht beleidigend, nicht abwertend, aber 100-%ig entlarvend.

Chapeau, Herr Schröder! Und standing ovations.

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