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Fleischtöpfe

Unser feiner Herr Gabriel ist sich wirklich für nichts zu schade, vor allem, wenn das Angebot so verlockend ist: 10.000 im Monat, damit er seine politischen Kontakte, die er einem vom Volk verliehenen Mandat verdankt, im Interesse eines Fleischbarons spielen lässt, der den Hals nicht vollkriegen kann. Brüder im Geiste: Als Taschengeld gibt es eine „4-stellige Summe“ pro Reisetag obendrauf – pro Tag! Wofür? Fliegt er mit Privatmaschinen mit Sauna und Swimming Pool? Residiert er in der Präsidentensuite? Mit Beluga-Kaviar und Dom Pérignon zum Frühstück? Wahrscheinlich war es eher so, dass Gabriel gesagt hat: „Weißt du, Clemens, wenn ich gleich 30.000 nehme, glaubt doch jeder ich wäre gierig. Machen wir da einfach eine nette kleine Aufwandsentschädigung draus, ich denke da so an 9.999 €, die nennen wir dann, ganz bescheiden, wie ich nun mal bin, vierstellig, das hört sich harmlos an, und bei fünfstellig kommt doch nur wieder diese nervende Neiddebatte auf.

Unser Siegmar, der Möchtegern-Schröder. Erst hat er als Wirtschaftsminister die dicke Lippe riskiert – okay, er hat dann einen Branchenmindestlohn durchgesetzt – aber bei allem anderen hat er klein beigegeben und sich mit Freiwilligkeitsgeheuchel zufrieden gegeben, außerdem wohlwissend, dass Mindestlöhne problemlos mit Werksverträgen und Subunternehmen unterlaufen werden können, deren Unwesen Rot-Grün damals so großzügig gefördert hat. Und dabei sind die beiden sich offensichtlich so nahe gekommen, dass Gabriel weder Tönnies dummdreiste Sprüche über Afrikaner, noch die nach wie vor ausbeuterischen Arbeitsbedingungen stören. Er berät ja nur. Dafür muss man doch keine Verantwortung übernehmen. Und Geld stinkt ja bekanntlich nicht, und wenn man selbst dabei anrüchig wird, was soll’s. Er wird sich gesagt haben: „Mein Ruf ist ohnehin längst ruiniert.“ Damit zumindest hätte er völlig Recht.

Apropos arme Sau: Dass Frau Klöckner nichts weiter als eine weitere Amtsträgerin in der langen Liste der der Agrarindustrie innigst zugeneigten Landwirtschaftsminister ist, wissen wir schon lange. Ferkel ohne Betäubung kastrieren, Küken lebendig schreddern, Subventionen für Massengeflügelproduktion, großzügige Untätigkeit bei Pestizid- und Antibiotika-Einsatz – alles wie gehabt. Auch jetzt bringt sie wieder nur methanhaltige Luft zustande. Welch ein schönes Wort: Tierwohlabgabe. Donnerwetter, das kommen aber harte Zeiten auf die Produzenten zu, wenn sich Ferkel und Sauen und Kälber und Hennen demnächst wohlig in den Ställen aneinanderkuscheln dürfen. Oder hab ich da was falsch verstanden? Richtig verstanden bedeutet der Euphemismus wohl eher, dass der Verbraucher in Zukunft einfach nur mehr für das letztlich unter denselben Bedingungen gemästete und geschlachtete Schnitzel zahlt. Ob die Abgabe wirklich zu höheren Preisen und dem erhofften Abwandern zu Bio-Fleisch führt (bisher satte 2-3 % Marktanteil), ist noch gar nicht ausgemacht. Erstens müsste die Abgabe schon drastisch sein. Zweitens müssten mehr Bauern umsteigen und dabei steuerlich gefördert werden. Und drittens muss die Abgabe gar nicht mal in voller Höhe beim Verbraucher ankommen. Schließlich könnte man, wie in der Vergangenheit auch, einfach woanders sparen, z.B. mit der geballten Marktmacht der großen Handelsketten die Erzeugerpreise weiter drücken. Klöckners Abgabe hat einen wohlklingenden Namen, ist aber nichts als Kosmetik, reiner Scheinaktionismus für ein paar nette Schlagzeilen, solange sich die Leute wirklich für das Thema interessieren (https://www.myview-wolfgangmebs.de/massenmenschhaltung/). Statt die unhaltbaren Zustände in der Massentierhaltung schlicht zu verbieten, gibt es jetzt einen modernen Ablasshandel: Wenn die Abgabe in der Supermarktkasse klingt, mein Gewissen aus der Pfanne springt. Und das war’s dann. Dann haben wir das Tierwohl wieder abgegeben.

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