Kategorien
Allgemein Der tägliche Wahnsinn Satire

Welcher Fehler?

Philipp Amthor, der neue Hoffnungsträger der CDU, hat sich selbst ein Bein gestellt. Seine Lobbyarbeit für ein amerikanisches KI-Start-up, Augustus Intelligence, war denn doch etwas zu dreist. Ein Direktorenposten, USA-Reisen, teure Hotels und Champagner-Empfänge und dazu noch Aktienoptionen, das war ein Angebot, das der angehende Landesvorsitzende der CDU und Möchtegern-Ministerpräsident von Meck-Pomm nicht ablehnen konnte. Dankbar, wie man als junger Mensch für derartige Förderung ist, setzte er sich auch gleich 2018 schriftlich bei Bundeswirtschaftsminister Altmaier für das Unternehmen ein.

Als der Spiegel jetzt die Sache aufdeckte, beeilte er sich zu erklären, das sei ein Fehler gewesen, denn er habe sich „politisch angreifbar“ gemacht. Das könnte die nächste Fehleinschätzung sein, denn mittlerweile ist die Generalstaatsanwaltschaft in der Causa Amthor aktiv. Dass viele in der CDU zu ihm halten, kann nicht verwundern, denn die Union sah noch nie ein sonderliches Problem im Lobbyismus, weswegen sie ja auch seit Jahren alles tut, um ein gesetzlich verpflichtendes Register für Lobbyisten zu verhindern. Außerdem hofft man bei zukünftigen Wahlen mit dem jungen, auch optisch konservativen Kopf zu punkten. „Jung“ hört sich so wunderbar dynamisch und unverbraucht an, und ist obendrein eine wohlfeile Ausrede, wenn es mal nicht so rund läuft. So schiebt CDU-Fraktionsvize Johann Wadephul das Ganze auf Amthors Unerfahrenheit: “Er ist eben noch jung, und da trifft man im Überschwang noch leichter falsche Entscheidungen.”

Was für ein „Überschwang“ mag das gewesen sein? Der Enthusiasmus eines politischen Aktivisten? Die Begeisterung sich für eine tolle Sache, KI, stark zu machen? Mit Mitte 20 schon auf einem Direktorenposten zu sitzen? Oder demnächst fette Aktienoptionen zu ziehen? Eins steht jedenfalls fest, sein in der Tat auf Unerfahrenheit und Naivität basierender Fehler war, den Versuch der Einflussnahme zugunsten Augustus Intelligence schriftlich festzuhalten. Lieber Philipp, sowas macht ein Profi mündlich, beim Frühstück, oder beim Cognac nach dem Dinner. „Übrigens, Peter, hast du schon mal von Augustus Intelligence gehört?“

Wadephul nimmt seinem Parteifreund selbstredend auch die Versicherung ab: „Ich bin nicht käuflich.“ Damit dürfte er ziemlich allein sein. Hat Amthor das aus reinem Idealismus gemacht? Wie er ja bei jungen Menschen schon mal anzutreffen ist. Und wozu die Aktienoptionen? Das ist dann wohl reine Aufwandsentschädigung. Bei diesem Satz klopft sich doch die ganze Lobbyistengilde auf die Schenkel. Wäre ihm der Spiegel nicht dazwischen gekommen, hätte Amthor ohne jedweden Skrupel bei passender Gelegenheit die Aktienoptionen gezogen und Kasse gemacht, denn genau aus diesem und keinem anderen Grunde bekommt man sie – als Bezahlung für Dienste. Es fällt wirklich äußerst schwer zu glauben, dass einem Mann, der so schnell, so zielstrebig politische Karriere gemacht hat, nicht bewusst war, dass ein solches Gebaren nicht nur anrüchig, sondern völlig inakzeptabel ist. Philipp Amthor wusste genau, was er tat. Nämlich die ihm vom Wähler verliehene demokratische Macht zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Entweder er ging davon aus, dass Werbung für eine Firma, von deren Gewinnen er über den Aktienkurs direkt profitieren würde, so normal und alltäglich ist, dass kein Hahn danach kräht. Ein Kavaliersdelikt sozusagen, wie in der Steuererklärung bei der Kilometerpauschale zu schummeln. Oder er ging nach dem Motto vor: selbst wenn es bemerkt wird, na wenn schon, ein kurzes Skandälchen, ein paar Reumütigkeitsfloskeln, ein allenfalls kleiner Karriereknick, mehr wird nicht sein. Ob er Recht behält, werden wir sehen.

Noch mal O-Ton Amthor: “Meine Priorität ist der leidenschaftliche politische Einsatz für unser Land.” Humor hat er ja, der Jungspund. Oder hat er das etwa ernst gemeint?

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Eine Antwort auf „Welcher Fehler?“

Drei Tage später – Amthor verzichtet auf die Kandidatur zum Parteivorsitzenden. Also wird er nicht der jüngste PC der Geschichte, schnueff, dafür zollen ihm die Parteigranden Hochachtung und er kann weiter an seiner Karriere basteln. Wie du gesagt hast, ein kleiner Karriereknick, sonst nix.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert