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Plakat-Wahl (1)

Laut FDP „gab es [nie] mehr zu tun.“

Und deshalb muss sich Leistung endlich wieder lohnen. Tja, das wurde auch wirklich Zeit. Wo wir doch gerade in der Pandemie festgestellt haben, wer die wahren Leistungsträger in unserer Gesellschaft sind. Also kräftig rauf mit den Löhnen für alle Pflegekräfte, Sozialarbeiter und Fahrer von Lieferdiensten und runter mit deren Steuern.

Oh, das haben wir wohl etwas falsch verstanden. Von denen hat die FDP nämlich noch nie etwas gehört. Eine Familie mit mittlerem Einkommen soll rund 800 Euro im Jahr mehr behalten dürfen. Das reicht, wenn sie Glück haben, für die Mieterhöhung. Aber die leisten ja auch nix. Die meinen diejenigen, ohne die bei uns ja überhaupt nichts laufen würde. Die, deren Leistung sich wasserzeichenklar an den Geldscheinen ablesen lässt. Und deshalb müssen deren Steuern drastisch sinken, denn erstens sind Steuererhöhungen egal für wen „Sabotage am Aufschwung“, und zweitens verdienen die da oben dann mehr und somit haben die auch mehr geleistet. Klingt nicht logisch? Aber nach FDP.

Und muss man das nicht auch mal verstehen? Da schuftest du wie bekloppt als Geschäftsführer oder CEO oder Vorstandschef und dann schlägt der Fiskus zu und dir bleibt nur ein Mehrfaches dessen in einem Jahr, für das andere mehrere Jahre arbeiten dürfen. Das ist doch ungerecht! Da lohnt es sich doch gar nicht für aufzustehen. Aber wenn eine 4-köpfige Familie mit 300.000 Euro Jahreseinkommen plötzlich dank der FDP über 18.000 Euro mehr in der Tasche hat – was meint ihr, was die sich leisten werden!

Ungefähr so viel wie ihre Plakatemacher. „Wirtschaftswunder. Make in Germany.“ Einfach genial. Und Lindner guckt versonnen.

Dass sich die Partei „für mehr Freude am Erfinden als am Verbieten“ einsetzt, wundert einen dann auch nicht mehr. Ist aber auch gelogen.

Die FDP will nämlich die Gewerbesteuer verbieten. Sonst hören alle Unternehmer plötzlich auf zu produzieren, verkaufen ihre Fabriken an die Chinesen und ziehen zu ihren Millionen in die Schweiz oder auf die Bermudas. Die Gewerbesteuer bekommen übrigens überwiegend die Kommunen. Die schwimmen ja im Geld. Und so etwas Überflüssiges wie Schwimmbäder und Kitas und Sozialhilfe finanzieren? So ein Sozialschmarrn. Das hat doch nichts mit Aufschwung zu tun. Man ist schließlich nicht Moralweltmeister. Leistet doch einfach mehr, liebe Kommunen und schon füllen sich eure Kassen. Außerdem haben die Steuergesegneten der FDP ihren eigenen Swimmingpool, Kindermädchen und Gärtner und unter Sozialhilfe verstehen sie Schlemmerbuffets auf der Spendengala.

Ja, die FDP tut alles „Aus Liebe zur Freiheit.“ Des Kapitals. Das hatte nie mehr zu tun.

Christian Lindner übrigens auch nicht. Der ist leider auf allen Plakaten zu sehen. Aber mehr haben die ja auch nicht.

CDU

„Stabilität und Erneuerung“ versprechen die Polit-Christen Deutschlands.

Erneuerung? Mit der CDU? Aber ja: Laschet ist die neue Merkel mit Anleihen bei der Kohl-Physiognomie. Und Stabilität gibt es. Bei der Kohleverstromung. Und der Umweltpolitik. „Machen, was Arbeit schafft.“ Soll heißen, je mehr Zeit wir uns damit lassen, Klima und Umwelt zu schützen, umso mehr haben zukünftige Generationen zu tun, das Ganze aufzuräumen. So sichert man Arbeitsplätze für die Zukunft.

„Mit Sicherheit.“ Sicherheit wovor? Vor Laschet, der in Gummistiefeln im Weg rumsteht? Vor der Frau in Uniform? Oder verhaftet die den dann? Und so macht die Frau dann „gemeinsam Deutschland“? Wie machen wir eigentlich gemeinsam? Und ich dachte, Deutschland gibt es schon. Fragen über Fragen.

„Für bezahlbares Wohnen“ sind sie übrigens auch – mit einem Plakat, auf dem gerade selbst renoviert wird. Inklusive Kinderarbeit! Tja, ein bisschen Abstriche muss man schon machen, wenn man ein Dach über dem Kopf haben will, jedenfalls, wenn man eine Partei wählt, die gegen Mietendeckel und Kostenteilung bei Umweltrenovierungen ist und sozialen Wohnungsbau nur aus Sonntagsreden kennt.

Übrigens dürften die Plakate der CDU auch die AfD freuen. Kein einziger Migrant zu sehen, keine einzige Migrantin. Schließlich wollen wir ein deutsches Land machen. Gemein-sam.

Ach ja, zum Thema Bildung hat die CDU auch was zu sagen: „Heute lernen, was morgen zählt.“ Und, was lehrt uns das, Herr Laschet? Ihnen? Na? … Na gut. Hab auch nicht mehr erwartet.

Ich hoffe, das Mädchen auf dem Plakat lernt, dass man Leute in hellblauen Anzügen ernst nehmen sollte – aber nicht wählen.

AfD

„Zurück zur Normalität“ möchte die AfD, sprich zum Volk. Zum Völkchen. Zum Völkischen. Und das ist deutsch. „Raus aus der EU.“ Was haben wir auch mit diesen Frosch- und Spaghetti- und Paellafressern zu tun? Die haben doch schon unsere treue deutsche Küche versifft. „Physische Barrieren“ müssen deshalb her an allen deutschen Grenzen. Ob die sich schon mit den führenden Kräften des Mauerbaus in den USA in Verbindung gesetzt haben? Und ein paar Tipps zur Finanzierung von Trump? Und natürlich muss „Schluss sein mit dem Familiennachzug von Flüchtlingen“. Deshalb werden bei Weihnachtsfesten unter AfD-Führung die Krippen auch leer bleiben. Ein palästinensischer Jude kommt uns nicht in die Wiege! Da steht die AfD fest auf dem christlichen Fundament, auf der deutschen Bibel. Deshalb können sie die auch nicht lesen.

„Normal ist ein Land, das seine Familien liebt.“ Und das tut Deutschland. Deshalb hauen wir ja auch nicht feige aus unserer Heimat ab. Diese muslimischen Horden lieben einfach ihre Familien nicht.

„Normal ist ein Staat, in dem Recht und Ordnung herrschen“ und in dem endlich wieder „durchgegriffen“ wird. Es muss endlich Schluss sein mit der Beobachtung normal rechter Menschen und den Anfeindungen völkisch gesinnter Netzwerke in unseren heimatschützenden Sicherheitskräften. Übrigens erklärt ein sympathisch wirkender – aber man sehe sich die Augenbrauen mal genau an (!) – Polizist, er „jage lieber Verbrecher aus dem Park, als Omas“. Doch, im Ernst. Hab ich nicht erfunden. Wussten Sie das noch nicht, dass in letzter Zeit andauernd Omas aus deutschen Parks verjagt werden? Weil da schon wieder irgendwelche Flüchtlinge campieren. Oder die Grünen wieder mit ihren Verbotsschildern unterwegs sind: Omas verboten! Die Oma gehört ins Heim!

Nein, so was hätte es unter …, ‘tschuldigung, so was wird es mit der AfD nicht geben. Da sind die Nachhausewege wieder sicher dank deutscher Leitkultur. Und für die wird auch endlich wieder das Land bevölkert: „Kinder machen. Renten sicher.“ Und Oma muss in den Park. So soll es sein unter Chrupalla (urdeutsch) und Weidel (immer im Einsatz für mehr deutsche Kinder)!

Ach ja, auch wenn es gar keinen Klimawandel gibt, jedenfalls keinen, den man irgendwie ernst nehmen müsste und mit dem wir irgendetwas zu tun haben, trotzdem wird die AfD die „Natur in der Heimat schützen“. Das reicht. Sollen die auf Tuvalu und in Bangladesch ihre doch auch selber schützen, dann sind alle geschützt. Übrigens haben die Strategen der AfD auch schon tolle Ideen, zum Beispiel „den ländlichen Raum und Wald vor Windrädern bewahren“. Und die deutsche Braunkohle befreien. Ob die auch darauf hoffen, dass deutsche Ingenieurskunst demnächst Filteranlagen entwickelt, die uns vor Abgasen aus dem schmutzigen Ausland schützen? Und die vor unseren? Die könnten dann ja gleich in die Flüchtlingsschutzwälle eingebaut werden.

Um das alles zu erreichen, braucht die AfD „Zwei für Deutschland“. Die scheinen auf dem absteigenden Ast. Damals, als alles noch normal war, reichte einer.

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