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Wie naiv

Diese Pandemie zwingt einen immer wieder, die eigene Position zu überdenken. Ich hatte immer gehofft, wir würden ohne Zwang, sondern aus reiner Vernunft und dem Verantwortungsgefühl für unsere Mitmenschen eine Impfquote von deutlich über 80 % erreichen. Wie naiv.

Ich war der Meinung, dass die meisten Menschen, auch die, die wie ich dem Impfstoff kritisch gegenüber standen, bei einer rationalen Risikoabwägung sich für die Impfung entscheiden würden – um sich zu schützen, um ihre Verwandten, Freunde und Mitmenschen zu schützen, um die Zahl weiterer Mutationen zu begrenzen, um weitere und andauernde Zwangsmaßnahmen und Einschränkungen unseres Lebens zu verhindern. Wie naiv.

Ich war immer gegen eine Impfpflicht. Ich dachte, wir kommen ohne sie aus, weil wir Skeptiker im Laufe der Zeit überzeugen können und letztendlich nur eine winzige Minderheit in die Scheinrealitäten eines Ken Jepsen und Attila Hildmann und die Hirngespinste von Deep State und The Great Reset ein- und nicht wieder auftauchen würde. Wie naiv. Ich dachte sogar, darauf noch mit reiner Satire reagieren zu können (https://www.myview-wolfgangmebs.de/die-endgueltige-wahrheit-ueber-corona/).

Und jetzt muss ich frustriert feststellen, dass sich im Gegensatz etwa zu Dänemark oder Portugal nur wenige Skeptiker überzeugen lassen. Nur aufgrund des Drucks, weiterhin und in immer mehr Bereichen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen zu werden, entschlossen sich ein paar Prozent mehr zur Impfung. Ebenso frustriert muss ich feststellen, dass der harte Kern der Verweigerer nicht nur größer ist als befürchtet; mit den meisten von ihnen ist auch keinerlei sinnvolle Diskussion mehr möglich, wie mir nicht nur die eigenen zermürbenden Erfahrungen gezeigt haben. Wer die gesamte weltweite Ärzteschaft und die gesamte weltweite Medienlandschaft und Millionen von Journalisten für gekaufte Staatspropagandisten hält und jede Information, die nicht in das eigene Verschwörungsbild passt, zu Fake News erklärt; wer überzeugt ist, zu den wenigen Erleuchteten zu gehören, die trotz der gewieften, gerissenen, ungeheuer cleveren und absolut geheimen Pläne einer Handvoll absolut geheimer Mächte trotz allem die Wahrheit kennen; wer diese ‚Wahrheiten verbreitet und, obwohl diese Mächte alles tun, um sie zu unterdrücken und dabei über Leichen gehen, sich nicht wundert, dass er noch frei herumläuft und am Leben ist – der ist nicht mehr erreichbar!

Und jetzt kommt sie wohl doch, die Impfpflicht. Und jetzt bin auch ich dafür, da ich keine andere Möglichkeit mehr sehe, die Pandemie einzudämmen. Keinen Impfzwang! Aber wer in Schulen, in der Pflege, in Kitas, im Gesundheitswesen etc. arbeitet, muss im Interesse der Allgemeinheit und zur Abwehr von Gefahren für die Betreuten und Behandelten geimpft sein. Was im Übrigen ja auch schon für die Masernimpfung gilt. Wenn ich mich dieser Impfung verweigere, kann ich nicht Lehrer werden. So hart das sein mag, aber wer dazu nicht bereit ist, muss sich eben einen anderen Beruf suchen.

Niemand wird auf den Stuhl geschnallt und zwangsgeimpft. Aber Verweigerer müssen, solange bis wir eine 90-%ige Impfquote erreicht haben, akzeptieren, dass sie von bestimmten Aktivitäten ausgeschlossen werden. Und wer dagegen verstößt, mit gefälschten Zertifikaten oder gescannten QR-Codes, der muss auch die Strafen hinnehmen, genauso wie jemand, der mit 1,5 Promille Auto fährt. Nicht nur, wenn man jemanden überfahren hat, sondern weil man mit diesem Verhalten die Allgemeinheit gefährdet.

Ich wäre froh gewesen, wenn all das nicht nötig wäre. Ich habe lange geglaubt, die Einschränkung unserer Freiheiten wäre zeitlich überschaubar. Ich habe lange an die Überzeugungskraft des Faktischen geglaubt. Wie gesagt, ich war naiv.

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