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War da was? Oder war’s das?

Waren das mal wieder schöne Bilder. Delegierte aus aller Welt versammeln sich, um – nein, jetzt nur nicht träumen – CO2 zu emittieren, nicht einzusparen. Tausende Tonnen an Emissionen hat diese weltpolitische Jet-Set-Versammlung produziert. Und da ist das Sitzungsgeschwafel noch gar nicht mitgerechnet. Hätten die auf ihr konsequenzloses Parlieren verzichtet, hätten wir mehr CO2-Emissionen eingespart als alle Rindviecher an einem Tag in den Äther furzen.

Und wofür? Um sich auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Schön, dass wir mal wieder darüber geredet haben.“ Und das zum 27. Mal. Da wird doch tatsächlich weiterhin das 1,5-Grad-Ziel propagiert, obwohl zeitgleich die Mehrzahl der Klimaforscher verkündet, dass wir das in den Kamin schreiben können. Weil eben zu viel geredet und zu wenig gehandelt wird.

Wer etwas anderes erwartet hat, sollte sich klar machen, dass sich in Sharm El Sheikh über 600 Lobbyisten allein der fossilen Unternehmen tummelten. Und wer war Mitglied der Delegation Mauretaniens? BP-Chef Bernard Looney! Ein Mann mit dieser Funktion, in dieser Delegation, auf dieser Konferenz. Mit diesem Namen! Bescheuert.

Aber es gab doch Erfolge, hört man hier und da. Allein, dass diese Konferenz möglich ist und man wieder einmal einen Trippelschritt vorwärts gemacht hat! Wow, kann ich da nur sagen. Als größter Erfolg wird der „Ausgleichsfonds“ verkauft. Zum einen: Hatten die Hauptverursacher, also wir, nicht schon beim letzten Mal genau dafür 100 Mrd. versprochen? Pro Jahr! Und sie bis jetzt nicht gezahlt? Zum anderen: Wer zahlt ein? Bleibt offen. Wieviel? Bleibt offen. Wann? Bleibt offen. Und mit diesem Placebo müssen sich jetzt Menschen und Klima zufriedengeben. Da zünden wir das Haus unserer Nachbarn an, und anstatt zu löschen, schauen wir zu und sagen: „Nur keine Aufregung, falls es ganz abbrennt, zahlen wir euch ein paar Cent für die Reparaturen. Vielleicht. Später mal.“

Und sonst? Ach ja, wie üblich und zum übel werden bekannt, werden alle mal wieder aufgefordert, jetzt doch bitte wirklich anzufangen, effektive Maßnahmen zu ergreifen oder endlich wenigstens das zu tun, was sie schon mehrfach versprochen haben, zum Beispiel Klimaschutzpläne zu verbessern bzw. überhaupt erst mal zu verabschieden. Denn die sind nach wie vor freiwillig.

Dennoch gibt es Menschen, die uns dieses Abspulen von Ritualen als Fortschritt verkaufen wollen. Den Vogel schießt dabei der Leitkommentator des Kölner Stadt-Anzeiger ab, der aller Realität zum Trotz den Illusionisten gibt. Er hält es allen Ernstes für einen Erfolg, dass die Teilnehmer der Konferenz „Problembewusstsein gezeigt“ hätten. Na Donnerwetter. Da kann ja nichts mehr schiefgehen, wenn Teilnehmern an einer Konferenz, die einberufen wird, weil es ein Problem gibt, bewusst ist, dass es ein Problem gibt. Wie lange mag es wohl dauern, bis diese Verantwortungsverweigerer auch ein Lösungsbewusstsein entwickelt haben?

Und dann gibt es immer noch Leute, die sich gelassen zu solch internationaler Trostlosigkeit äußern, aber hochgereizt ereifern über Kartoffelbrei und Sekundenkleber und Menschen, die sich fragen, zu welchen Mitteln sie denn sonst noch greifen müssen, um diese Tiefschläfer endlich wachzurütteln.

Es ist zu befürchten, dass das erst der Fall sein wird, wenn auch ihre Häuser brennen.

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2 Antworten auf „War da was? Oder war’s das?“

traurig traurig. Was im Business-Umfeld relativ normal ist, dass man am Ende eines Meetings klare Todo’s definiert die beim nächsten Meeting auch abgefragt werden, scheint hier völliges Neuland zu sein.

Ohne klare Ziele WER, WANN, WAS macht, ist das alles nur BlaBla und alle Absprachen haben etwa die Halbwertzeit von Neujahrsvorsätzen.

Deshalb ist die auch jetzt wieder zu hörende Forderung völlig richtig, einige Länder, die es wirklich ernst meinen, sollten gemeinsam vorgehen, statt darauf zu setzen, dass sich 200 Länder auf eine Agenda einigen. Dazu sind die Interessen zu unterschiedlich. Wenn aber 20, 30 Länder gemeinsam agieren, können die auch Druck auf andere machen, zum Beispiel dadurch, dass sie ihre Wirtschaftsbeziehungen an Nachhaltigkeit u.a. knüpfen. Dann würden allmählich auch mehr Länder mitmachen (müssen). Aber auch darauf warten wir wahrscheinlich vergeblich und zu lange.

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