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Der tägliche Wahnsinn

Arm-seelig

Kölner Kardinäle haben sich im Gegensatz zu Kardinal Frings in den letzten Jahrzehnten nicht gerade als volksnah erwiesen, und in dieser Hinsicht macht Woelki keine Ausnahme. Auf den Titel verzichte ich hier, da er wirklich nur noch mit Bezug auf die katholische Hierarchie passt, was seine Person angeht aber unangemessen erscheint. Schließlich bedeutet dieses Wort so etwas wie elementar, maßgeblich, wesentlich. Das kann man von ihm aber wirklich nicht mehr behaupten. Er selbst hat es nur noch nicht bemerkt und ist insofern ganz auf der Linie Ratzingers. Was er wieder Mal mit seiner Reaktion auf den Synodalen Weg beweist.

Was stört Woelki? Zunächst einmal, “dass hier quasi ein protestantisches Kirchenparlament […] implementiert wird” (Alle Zitate: https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-01/alle-meine-befuerchtungen-eingetreten-kardinal-woelki-uebt-kritik-der-ersten-synodalversammlung). Protestantisch! Mit anderen Worten, da werden heidnische Rituale zelebriert!

Zweitens würde die Ekklesiologie ignoriert, was u.a. beim Gottesdienst deutlich wurde, “als Bischöfe und Laien alle gemeinsam eingezogen sind und somit zum Ausdruck gebracht wurde, dass da jeder gleich ist. Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was Katholische Kirche ist und meint.” Alle gleich? Häresie! Wo kämen wir denn da hin, wenn mir keiner mehr zu Füßen läge! Nein, in der einzig wahren Kirche gibt es nun mal Auserkorene und dummes Fußvolk, dem die Erleuchteten, wie Woelki, vorschreiben können, wie man die Bibel und Jesus Wort zu verstehen hat. Übrigens, “Ekklesia” ist die Gemeinschaft derer, die durch das Evangelium gerufen sich um Jesus Christus versammeln und im Gottesdienst ihr Glaubenszeugnis ablegen; in weiterem Sinne sich auch zur Diakonie, zum Dienst der Liebe bekennen. Von oben und unten, von wissend und ignorant, von geweiht und nicht geweiht, von Machtausübung ist hier nicht die Rede.

Eine klare Rangordnung ist Woelki jedoch wichtiger, und ist in seiner Sicht wahrscheinlich auch Teil des Dienstes der Liebe, weshalb er die blasphemische alphabetische Sitzordung bei der Synodalversammlung auch “äußerst bedenklich” findet.

Obwohl viele verschiedene Positionen vertreten wurden, bemängelt Woelki, es wäre Macht ausgeübt worden, da nicht alle Positionen gehört worden seien. Wie bitte? Ausgerechnet Woelki, der von jeder Menge Positionen nichts hören will, der Repräsentant einer Institution, in der abweichende Meinungen immer noch als Ketzerei verdammt werden, mokiert sich über angeblich mangelnde Redefreiheit? Genau. In eben jener Tradition steht Woelki fest verwurzelt: “Aber ich glaube, dass ein geistlicher Prozess vor allen Dingen auch dadurch gekennzeichnet ist, wenn wir unsere Redebeiträge, Texte und Dokumente erstellen, immer wieder hören zu müssen, was uns der Herr sagen will – nicht nur das, was wir glauben. Der Herr spricht durch das Wort der Schrift, aber er spricht auch durch den Glauben und die Lehre der Kirche.”

Sagen Sie, Herr Woelki, wie geht das: Sie glauben das, was Sie sagen, z.B. dass wir auf den Herrn hören sollen, statt auf das, was wir glauben, obwohl der Herr durch den Glauben zu uns spricht.

Nun, um das zu verstehen, muss man wohl einer der Geweihten sein. O-Ton Woelki: “Der Glaube, so wie er in den Konzilien und auch von den apostolischen Ursprüngen her grundgelegt ist, kann hier nicht irgendwie abgerissen oder jetzt neu erfunden werden. Es gibt Voraussetzungen. Auch das gehört in einen geistlichen Prozess hinein, das wahrzunehmen und vertieft zu reflektieren und nicht als alten Kaffee abzutun – weil ich es vielleicht nicht verstehe.”

Was Herr Woelki nicht versteht ist, warum sich immer mehr Menschen von der katholischen Kirche abwenden. Kalter Kaffee ist der Glaube für sie deshalb nicht, aber auf dem Synodalen Weg fühlen sie sich wohl besser aufgehoben und respektiert. Deshalb kann diese Reformbewegung von Männern wie Woelki natürlich nur als Bedrohung wahrgenommen werden. Mal sehen, wann er fordert Kardinal Marx zu exkommunizieren.

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