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Dieter ‘Donald’ Nuhr

Jeder blamiert sich, so gut er kann. Dieter Nuhr kann das besonders gut. Auch in seiner letzten Sendung hat er mal wieder bewiesen, dass er einer der grottigsten Kabarettisten Deutschlands geworden ist. Dieter ‚Donald‘ Nuhr eifert unverdrossen dem amerikanischen Noch-Präsidenten in Peinlichkeit, Fake-News und ideologischer Bornierheit nach.

Es ist mittlerweile ja längst bekannt, dass bei ihm allein bei dem Wort ‚links‘ alle Synapsen durchbrennen, und er zu nichts weiter fähig ist als Plattitüden herauszuhauen, und dass seine Beiträge zu Tiraden gegen alles, was ihm links erscheint, verkommen sind. Auch diesmal präsentierte er eine seiner zunehmend missratenen ‚Satiren‘, die ihn als ignoranten alten weißen Mann bloßstellen, der die Welt nicht mehr versteht.

Diesmal war das Opfer seines antipathischen Angriffs das Buch von Alice Hasters: “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten.“ Die meisten Kommentatoren stürzen sich auf seine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung, das Buch sei in Amerika ein Riesenerfolg gewesen – obwohl es auf Deutsch verfasst und dort gar nicht erschienen war! Zunächst mal zeigt das nur einmal mehr, dass Recherche nicht zu den Grundlagen seiner Programme gehört, wie er ja in zahlreichen Äußerungen zum Thema Automobilindustrie, Schadstoffbelastung und Umweltproblematik bewiesen hat. Ihm liegen mehr die persönlichen Angriffe auf Thunberg, Habeck und alle, die er dem links-versifften Milieu zuordnet.

Er selbst redet sich damit heraus, er habe sich versprochen, er habe sagen wollen: „Solche Bücher sind gerade in den USA ein großer Renner.“ Das kann man glauben, oder nicht. Wahrscheinlich belegt es Hasters These. Nuhr hat eine Schwarze einfach nicht mit einer Deutschen assoziiert!

Es geht übrigens um ein Buch, in dem die Autorin versucht, weißen Menschen zu verdeutlichen, wie Alltagsrassismus und das Vorurteil der eigenen Vorurteilslosigkeit funktioniert. Darauf aber möchte Herr Nuhr nicht hingewiesen werden. Dass es versteckte Formen von Rassismus gibt, die so sehr Teil unserer Alltagskultur sind, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen, Menschen anderer Hautfarbe und Herkunft aber sehr wohl, das ist in Nuhrs Augen selbst Rassismus! Deutlicher konnte er eigentlich nicht belegen, dass er weder den Zusammenhang, in dem das Buch steht, begriffen, noch einen Blick hineingeworfen hat – und er selbst der schlagende Beweis für Hasters These ist. Er will es einfach nicht hören, sollte es aber wissen. Stattdessen fühlt er sich in seiner Überheblichkeit schon allein von der Aufforderung, sich selbst zu hinterfragen, persönlich beleidigt – und wirft der Autorin Rassismus vor, da sie allen Weißen vorwerfe Rassisten zu sein (was sie nicht tut; aber dazu hätte man das Buch ja lesen müssen; nach eigenem Bekunden hat er das Buch lediglich am Flughafen gesehen).

Dann verweist er auf die USA, in denen es Schwarze gibt, die in der Tat extreme Positionen vertreten, nämlich Weiße generell als Rassisten abstempeln. „Das wird in den USA ernsthaft diskutiert“. Nein, wird es nicht! Es ist eine absolute Minderheitenmeinung, aber Nuhr stellt die deutsche Autorin sofort in eine Reihe mit extremen Positionen amerikanischer Schwarzer, die den Glauben daran verloren haben, irgendwann einmal von einer weißen Gesellschaft als vollwertige Menschen anerkannt zu werden.

Und dann kommt der völlig unsatirische Gipfel, und hier hat er sich definitiv nicht versprochen:

„Ehrlich gesagt glaube ich, dass diese Form der Scheinintellektualität einer arroganten Linken maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass es so etwas wie Donald Trump geben konnte.“

Ein unglaublicher Satz. Selbst bei Nuhr fragt man sich, hat er das wirklich gesagt? (Aber der Mann behauptet ja auch, dass die Deutsche Umwelthilfe den deutschen Wohlstand zerstört, weil sie am Niedergang der deutschen Automobilindustrie schuld sei. Von der enormen kriminellen Energie und dem fortgesetzten massiven Lug und Betrug findet sich in diesem Programm übrigens kein Wort.)

Also, dass Nuhr etwas gegen Intellektuelle hat, ist sattsam bekannt. So wie es manche ungebildete Menschen gibt, die etwas gegen Professoren haben oder Menschen, die sich röhrende Hirsche an die Wand hängen und über abstrakte Kunst lästern. Inwiefern dieses Buch oder die vorher erwähnte Rassismusthese etwas mit Intellektualität zu tun hat, bleibt ein völliges Rätsel. Es sei denn für Herrn Nuhr beginnt Intellektualität schon beim Bücherschreiben und diskutieren.

Und wieso ordnet er im selben Atemzug sowohl die Autorin, als auch die ihm unliebsame Position einzelner Schwarzer als links ein? Weil alle Intellektuellen links sind? Weil alle, die nicht seine Weltsicht teilen, Linke sein müssen? Weil er Linke einfach nicht mag und sie für alles verantwortlich machen will, was ihm gerade kritikwürdig erscheint? Zu letzterem passt jedenfalls das Adjektiv „arrogant“ (bei Nuhr eine geradezu natürliche Symbiose).

Der Hammer ist dann die in ihrer Unsinnigkeit wirklich nicht mehr zu unterbietende Behauptung, diese Menschen seien maßgeblich verantwortlich für die Ära Trump. Ist diesem Schwätzer noch nicht aufgefallen, was zuerst da war? Gab es Rassismus in den USA erst, nachdem Malcolm X zu schwarzem Nationalismus aufrief? Werden Schwarze erst diskriminiert, seit sie mit unverschämt rassistischem Unterton behaupten Black is beautiful? Wurde Trump vor vier Jahren gewählt, weil einige Schwarze in jedem Weißen einen Rassisten sehen? Nuhr erklärt die Opfer zu Schuldigen! Er macht Linke verantwortlich für rechte Menschenverachtung! Kritik, insbesondere überzogene, ruft also erst das hervor, was sie kritisiert? Das ist derselbe dumpfe, reaktionäre Kurzschluss, der in Deutschland die 68er für alles verantwortlich macht von Kindesmissbrauch bis zum Aufkommen der AfD. Nach dieser Logik wäre ich verantwortlich für die unterirdischen Satiren eines Dieter Nuhr (s. z. B.: https://www.myview-wolfgangmebs.de/jahresrueckblick-2019/).

Nein, eine intellektuelle Glanzleistung war das nicht. Aber die hat ja auch keiner erwartet. Schließlich ist Dieter Nuhr weder Rassist, noch links, noch intellektuell, noch informiert.

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