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Italienische Alpen 2023

8.8.23

Nachdem zuletzt mehrere Reisen kurzfristig ins Wasser gefallen sind, hat es diesmal geklappt.

Gestern um 5 Uhr morgens los. Um zwei war ich an meinem Zwischenstop, Stansstad am Vierwaldstätter See.

Morgens um 6.

Heute mit der Kabinenbahn aufs “Känzeli”. Mit Blick auf Bergli und Bäumli. Und natürli auf Seeli.

Liebe Kühe.

10.8.23, Sulden

https://www.google.com/maps/place/39029+Sulden,+Autonome+Provinz+Bozen+-+S%C3%BCdtirol/@46.5243957,10.5864566,15z/data=!3m1!4b1!4m6!3m5!1s0x47831d744978d60d:0x88bf12962344014f!8m2!3d46.5180911!4d10.596046!16zL20vMGRocXcx?entry=ttu

Gestern bei trübem, regnerischem Wetter quer durch die Alpen nach Sulden. Eine wunderschöne Strecke – leider gab es nicht viel zu sehen.

Auch in Sulden verhangener Himmel, also habe ich gewellnessed in Schwimmbad und Sauna.

Heute Morgen ein paar Bahnen geschwommen und nach dem Frühstück gleich mit dem Lift auf eine Alm und im Sonnenschein losgelaufen.

Links die Königspitze (3851 m), rechts der Ortler (3905 m).
Blick auf Sulden

Leider verschwanden die Gipfel schon bald wieder hinter den Wolken.

Aber es gibt ja auch unten viel zu sehen.

11.8.23

Große Freude am frühen Morgen:

SONNE ! Und blauer Himmel !

Hier ist zwar Hauptsaison und insgesamt sind schon viele Menschen unterwegs, aber zum einen bekomme ich hier etwas außerhalb von Sulden nichts davon mit, zum anderen, was das Wandern angeht, gilt wie immer: Je früher und desto höher, desto alleiner.

Auf dem Rückweg ist es dann deutlich belebter auf den Wegen.

Also war ich um halb 10 an der Seilbahn mit den anderen Frühwanderern.

Die Königspitze
Die Leute hier sind aus ganz hartem Holz geschnitzt.
Alpen-Margeriten

Bis zur Madritschhütte (unten rechts) die ersten 200 Höhenmeter relativ zügig geschafft.

Danach ging es über ein größeres Geröllfeld ziemlich steil aufwärts. Eigentlich wollte ich noch 300 m höher bis zum Madritschjoch (3123 m), hatte wohl auch über die Hälfte geschafft – um dann zugeben zu müssen, dass das auch für mich galt. Meine Kondition war eindeutig schon Mal besser.

Also wieder abwärts, in grünere Gefilde zu einem geruhsamen Picknick.

12.8.23

Diesmal auf die andere Seite des Tales …

… zur Marlt Madonna, eine Marienfigur, die sie in eine Felswand gesetzt haben. Die aber nicht der Grund für den steilen Aufstieg war. Ich habe sie mir auch erspart, denn, wie schon der lokale Wetterfrosch ankündigte, schlug das Wetter um, und das geht bekanntlich in den Bergen ziemlich schnell, zudem noch früher als erwartet.

Unterm Geröll liegt das Eis.
Unerwartete Begegnung
Da sah es noch gut aus, aber die Wolken türmten sich bereits auf, vor und hinter mir! Als ich zurück im Hotel war, brach ein mächtiges Gewitter los.

13.8.23

Ruhetag. Heute nur eine entspannte Wanderung im Tal am Suldenbach entlang.

Oh ja! Da muss ich auch hin! Die berühmte Hängebrücke von Sulden. Aber es sind heute fast 30 Grad im Tal. Und ich hätte doch wieder einige Höhenmeter klettern müssen. Heute ist Ruhetag. Ich bleibe sozusagen am Boden:
Alpendistel
Wiesen-Augentrost

Und anschließend in die Sauna.

14.8.23

Abfahrt Richtung Trient; ein paar Tage italienisches Stadtleben.

Auf der Fahrt hierher habe ich so richtig zu spüren bekommen, dass ich in der Hauptsaison unterwegs bin. Das erste Stück aus dem Talkessel hinaus ging es ja noch, aber dann bog ich auf die Haupttouristenroute ein. Von da an wälzte sich in beiden Richtungen eine ununterbrochene Autoschlange durchs Etschtal.

An Meran führt die Straße vorbei und ab Bozen gibt es eine Autobahn, aber ansonsten führt die Landstraße von Dorf zu Dorf mit engen Gassen – eine Blechlawine, nein, falsches Bild, eine Blechschnecke die tagtäglich das Leben für die Anwohner unerträglich macht. An Umgehungsstraßen ist nicht zu denken. Das Tal ist eine einzige Obstplantage, von Dörfern unterbrochen, und links und rechts steile Berghänge.

Und ich, als Teil des Elends, mittendrin. Gruselig.

Am Nachmittag dann ein erster Rundgang. Bei ungewohnten 33 Grad und völliger Windstille!

15.8.23

Heute dann eine ausgiebige Erkundung der malerischen Altstadt.

In der Chiesa parrocchiale di San Pietro. Die fröhliche Seite des Katholizismus.
Die Etsch

Nach Siesta, bei immer noch 34 Grad; ab 17 Uhr belebt sich die Altstadt wieder allmählich. Sitze in einer ruhigen Seitenstraße, südlich entspannt.

Zwei Dingen fallen auf. Man sieht viele Schwarze hier, offensichtlich eine Folge der Migraton über das Mittelmeer.

Ja, ich weiß. Und nein, keine People of Colour. Gelbe und Rote gibt es hier nämlich nicht.

Außerdem habe ich noch nie so viele Leute in Italien Fahrrad fahren gesehen. Anscheinend entdecken sie doch so langsam die Vorteile dieser Fortbewegungsart.

16.8.23

Heute ist Kultur angesagt im Museum des Castello del Buonconsiglio. Der Bau war nicht nur Jahrhunderte lang Bischofssitz, sondern auch Verteidigungsanlage. Dass die es sich dort richtig gutgehen haben lassen, sieht man heute noch an der prunkvollen Gestaltung der Räumlichkeiten mit aufwendigen Wandmalereien, Holzvertäfelungen und Kassettendecken.

Dieser Ex-Bischof sieht eher nach unerbittlichem Ratschlag aus.

Politisch besonders interessant ist eine Gedenkstätte für italienische Irredentisten. Den Begriff hatte ich noch nie gehört. Laut Wikipedia “die italienisch-nationalistische Ideologie, […] deren Ziel nach der Einigung Italiens 1861 die Angliederung der unter österreichischer Herrschaft verbliebenen italienisch besiedelten Gebiete Trentino und Triest” war (‚terra irredenta‘: das unbefreite/unerlöste Land). Entscheidend war, dass dort (auch) italienisch gesprochen wurde. Kommt einem irgendwie aktuell bekannt vor.

Mehrere ihrer Anführer, insbesondere Cesare Battisti, wurden hier wegen Hochverrats hingerichtet. Die Ausstellung ist relativ neutral, was auch daran liegen mag, dass ihn die einen als Freiheitskämpfer sehen (er vertrat auch sozialistische Ideen), ihn auf der anderen Seite später die Faschisten für sich vereinnahmten.

17.8.23

Mir der Seilbahn hoch nach Sardagna. Weiter Blick über das Etschtal. Man sieht, wie klein die Altstadt ist.

Wieder im Tal. Im Park an der Piazza Dante.

Natürlich mit entsprechendem Denkmal.

Anschließend zeitgenössische Kunst in der Galleria Civica di Trento.

Caffè und dolce in einer Pasticceria. und diese beiden. Sind jeden Tag da. Den links kenne sie schon aus meiner Stammbar.
Vor meiner Stammbar, der Bar Fiorentina.

Dort sitze ich jeden Spätnachmittag und trinke ein, zwei Gläser kühlen Weißwein (und esse, quasi als erste Vorspeise die dazu gereichten Häppchen Brot mit Rucola und Tomaten) und plaudere mit Maria, der Kellnerin und Rico, dem Mann hinter der Theke (leider auf englisch; man müsste diese Sprache können – die Gesten kämen dann von alleine).

Schon beim zweiten Besuch lächelte mich Maria an, vergewisserte sich und servierte mir ein Glas Wein. Interessanterweise war das zweite Glas voller als das erste. Mittlerweile ist auch das erste großzügig bemessen. Es hat Vorteile, Stammgast zu sein. Außerdem erfahre ich einiges über das Leben in Trient bzw. in Italien.

Der Typ oben links war mal Mathe-Professor an der Uni in Trient und lebt jetzt von Sozialhilfe. Nach eigenem Bekunden wollte man ihn loswerden, weil er Kommunist war, ist und immer bleiben wird. Er ist dann von selbst gegangen. Wie er mir mit großem Nachdruck und überzeugenden Gesten erklärte, ist Bunga-Bunga reine Macho-Propaganda. Berlusconi bekam nämlich selbst mit einer Packung Viagra keinen hoch. Bekam er nie!

Wenn es Abend wird in Trient:

18.8.23

Eigentlich hatte ich einen Tag eingeplant für eine Schlucht mit, wie es heißt, beeindruckenden Wasserfällen, zu der man von Trient aus mit einem Linienbus fahren kann.

Dann hab ich mir das mal genauer angesehen auf der Website und die Tour abgeblasen. Es gibt nur geführte Touren, für die man sich anmelden muss. Das heißt, nichts mit länger stehenbleiben, wo man will, mit in Ruhe alles ansehen, nach Motiven Ausschau halten. Und das auch noch in der Hauptsaison. Nichts für mich.

Bestätigt wurde das dann noch beim Frühstück, als eine Familie am Nebentisch darüber sprach. Ich habe sie dann ausgefragt. Schon der Bus war ein Problem, weil offensichtlich sehr viele Touristen damit fahren wollten, so dass er brechendvoll war und nicht mal alle mitkonnten und auf den nächsten warten mussten. Sie fanden die Führung dann okay, aber was sie erzählten, hätte mit keinerlei Freude bereitet. Es ging wohl ziemlich zügig durch die Schlucht (“doch, ganz toll, wirklich sehenswert”), man blieb an besonderen Stellen stehen, aber die nächste Gruppe war schon knapp dahinter.

Nein, definitv nichts für mich. Es wäre ja auch nicht die erste Schlucht, durch die ich gelaufen bin und den einen oder anderen Wasserfall habe ich auch schon gesehen.

Stattdessen bin ich heute einfach noch einmal durch die gesamte Altstadt gelaufen, habe mich hier und da hingesetzt und dem Treiben zugesehen und mich von den Leuten im Fiorentina verabschiedet.

Zwischendurch Cappuccino und Jazz in einer Bar wie beim Antiquitätenhändler.

Und Klassik gab es auch noch.

Außerdem war ich auf dem Trienter Friedhof. Auch diesmal wieder eine besondere Erfahrung.

Der Friedhof als Spiegelbild der Sozialstruktur.

Er besteht aus zwei durch den Zugangsweg voneinander getrennten quadratischen Flächen. Ringsherum Arkadengänge mit riesigen Tafeln für die großen, die bedeutenden Familien. Davor, zu ebener Erde, die etwas weniger bedeutenden. Und auf der weiten Fläche verteilt das gemeine Volk.

Und dann, etwas abseits, am Rande der Begrenzungsmauer, gab es noch das:

19.8.23

Letzte Station dieser Reise: das Pragsertal und der Pragser Wildsee.

Das hatte ich mir zugegebenermaßen anders vorgestellt. Da man nur mit Voranmeldung (auch des Autokennzeichens) eine Schranke passieren und bis zum Hotel fahren darf, dachte ich, der Tourismus hielte sich in Grenzen, zumal Tagestouristen, die um den See oder auf die Berge wandern wollen, ein Tagesticket kaufen müssen. Auf diese Weise will man den Massenandrang begrenzen.

Begrenzt ist es wahrscheinlich, aber nur in dem Sinne, dass der Kollaps vermieden wird. Als ich am frühen Nachmittag hier ankam, war die Hölle los. Kurz vor dem Hotel gibt es zwei große Parkplätze. Überfüllt. Auf einem anderen standen mehrere Reisebusse. Schlangen an einem Selbstbedienungsrestaurant. Auf dem Rundwanderweg Mensch an Mensch. Hauptsaison eben. Und die Gegend ist ja auch wunderschön, idyllisch, spektakulär.

An und im Hotel bekommt man davon zum Glück nichts mit. Ein Lob der Exklusivität. Das Gelände inklusive Garten, Restaurant etc.  ist nur für Gäste zugänglich. Sonst wäre es hier ehrlich gesagt auch unerträglich.

Der Blick von meinem Balkon.

20.8.23

Um den Massen zu entgehen, bin ich früh losgelaufen, aber auch schon um halb 10 waren die ersten Ruderer auf dem See und einige Wanderer unterwegs. Kurz bevor ich auf den Weg einbog, hatte man einen Bus voll Italienern abgeladen. Ihr aufgeregtes Geschnatter hörte ich lange bevor ich sie sah (selbst diese schöne Sprache kann zur Kakophonie werden). Sie sammelten sich noch. Ich legte den vierten Gang ein, zog an ihnen vorbei und brachte erst einmal genügend Abstand zwischen mich und das Spazierpalaver.

Als ich dann auf einen Weg den Berg hinauf abbog, wurde es schnell ruhiger und entspannter.

21.8.23

Entspanntes Vorbereiten auf die Rückreise. Ein bisschen durchs Prager Tal gefahren und zwei kurze Spaziergänge gemacht.

Mit dem Buch auf einer Bank am See. Strudel mit allem. Buch und 6-Uhr-Bier. Vier-Gänge-Menu. Packen.

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Eine Antwort auf „Italienische Alpen 2023“

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