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Allgemein Der tägliche Wahnsinn

Nur 550???

In der Bundeswehr, so hat der deutsche Militärgeheimdienst festgestellt, gibt es 550 Menschen, die des Rechtsextremismus verdächtig sind. Es gibt Menschen, die das überrascht. Wieso eigentlich?

Ist manchen Kommentatoren noch nicht aufgefallen, dass es sich bei einer Armee um eine auf Befehl und Gehorsam basierende Organisation handelt? In der Drill zum Alltag gehört? Die nur was für harte Kerle ist? In der, wenn man erstmal die anfängliche Ochsentour hinter sich hat, andere herumkommandieren, und wenn einem danach ist auch schikanieren und vielleicht sogar erniedrigen kann? Die ideologisch immer noch tendenziell nationalistisch ausgerichtet ist – schließlich verteidigt man das eigene Volk?

Für wen ist denn so eine Organisation wohl besonders attraktiv? Ich behaupte nicht, dass jeder, der zur Bundeswehr geht, politisch rechts steht, aber dass man gerade hier mit Menschen rechnen muss, die eine tendenziell autoritäre Einstellung haben, liegt doch wohl auf der Hand. Und dass Leute, die unsere Kultur bedroht sehen, in der Bundeswehr ein sinnvolles Betätigungsfeld sehen, ebenso.

Insofern erscheint mir die vom MAD genannte Zahl eher stark untertrieben. Bei immerhin über 180.000 aktiven Soldaten wären das gerade mal 0,3 %. Und als tatsächlich rechtsextrem eingestuft hat der MAD sage und schreibe 8 (in Worten: acht) (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-rund-550-rechtsextreme-verdachtsfaelle-a-baaa32e6-0eb4-4a5c-a33c-a265a82de9ee). Das wären sagenhafte 0,004 %. Und das sollen wir glauben? Es wäre wirklich interessant zu wissen, nach welchen Kriterien diese Einstufung vorgenommen wurde. Wirklich ernsthaft kann man nicht an die Sache herangegangen sein.

Wenn man sich allein die Vorgänge an der Münchener Bundeswehr-Uni ansieht (s. z. B. https://www.zeit.de/politik/ausland/2017-05/bundeswehr-universitaet-muenchen-verdacht-rechtsextremismus-netzwerk; https://www.sueddeutsche.de/muenchen/neubiberg-bundeswehr-uni-bestaetigt-es-gibt-rechte-netzwerke-1.3573347), an die Anhänger der Identitären Bewegung und der Prepper in der Bundeswehr denkt (das sind die Leute, die Waffenlager, Treibstoffdepots und Todeslisten von unliebsamen Politikern anlegen, um sich auf einen Bürgerkrieg vorzubereiten, in dem sie dann die Kontrolle übernehmen wollen), oder an das Netzwerk um Franco A., dann kommt man schon auf eine deutlich höhere Zahl. Und dass ein großer Teil der bei der Bundeswehr auf mysteriöse Weise verschwundenen Waffen bei diesen Gruppen gelandet ist, davon kann man wohl ausgehen.

Der MAD hat offensichtlich ein paar Lernprozesse, die zumindest Teile des Verfassungsschutzes durchgemacht haben, noch vor sich.

[Übrigens, beim SEK sieht es auch nicht besser aus; s. z.B. https://www.sueddeutsche.de/politik/prepper-tag-x-ermittlungen-elitepolizisten-munition-todeslisten-1.4485186).]

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