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Der tägliche Wahnsinn

Klimahysterie

Wolfgang Mebs, 16.1.2020

Kaum ist das Unwort des Jahres verkündet, da hagelt es wie üblich Kritik von all denen, die dieses Wort gerne benutzen. Auf die wissenschaftsfeindlichen Bemerkungen von Frau Weidel braucht man gar nicht erst einzugehen. Auch in Chatforen und Leserkommentaren (wie bei welt-, rp- oder merkur-online) finden sich zahlreiche, ähnlich empörte Bemerkungen über den ganzen linken Klimaschwachsinn. Aber auch ein Kommentator der Osnabrücker Zeitung meint anmerken zu müssen, dass die Warnung vor Klimahysterie nichts Schlechtes sei, da sonst “der klare Blick” verloren gehe angesichts “ihrer irrationalen als auch emotionalen Folgen”. Auch dass der Klimawandel mit diesem Begriff verharmlost würde, vermag er nicht zu erkennen. Die Braunschweiger Zeitung meint, dann müsse man auch andere Komposita mit ‘Wahnsinn’ oder ‘Fieber’ auf den Index setzen, und überhaupt handele es sich hierbei nur um einen Beitrag zur Debatte. (Beide zitiert in: Kölner Stadt-Anzeiger, 16.1.20)

Da sind sie wieder, die Abwiegler, die angeblich Besonnenen, die Kühlen-Kopf-Behalter. Dieses Geschwätz muss ich mir schon seit fast 50 Jahren anhören, seit der Veröffentlichung des ersten Berichts des Club of Rome. Immer wieder die selbe Leier von wegen Panikmache, Schwarzmalerei und grenzenloser Übertreibung. Leute wie Burkhard Ewert (https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/1976461/klimahysterie-das-richtige-unwort-die-falsche-bedeutung) haben es anscheinend immer noch nicht begriffen: wegen genau dieser Einstellung haben wir schon ein halbes Jahrhundert lang Zeit vergeudet und jetzt sitzen wir mit dem Arsch auf der Grillkohle.

Den klaren Blick behalten und bloss nicht emotional werden. Soso. Nach dem Motto: Ist doch nur ein Lungenkarzinom. Kein Grund gleich in Krebshysterie zu verfallen. Lieber weiter debattieren (was ja beim Thema Umweltschutz noch gar nicht ausreichend geschehen ist, oder?) und immer schön rational bleiben, wie die oben erwähnten Kaninchen. Wie, da rast ein LKW auf uns zu? Ganz cool bleiben, noch ein Dutzend Gutachten abwarten, ob es sich wirklich um einen 40-Tonner handelt und wie schnell der jetzt exakt ist, und solange setzen wir erst mal einen Sturzhelm auf.

Und von diesen Leuten sollen wir effektive Beiträge zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen erwarten?

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Eine Antwort auf „Klimahysterie“

Moin! Wir sitzen mit dem Arsch in der Grillkohle ist ein sehr treffendes Bild, lieber Wolfgang. Schade, dass wir da alle sitzen und nicht nur die, die jetzt Datteln 4 in Betrieb nehmen, um den Ausstieg aus der Kohle zu feiern und Ähnliche. Aber so ist das halt, mitgefangen mitgegrillt. Da kann man noch so viel Strom sparen und Rad fahren – es gibt kein richtiges Leben im falschen.

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