So, jetzt wissen wir also, wen sich Trump so vorgestellt hat für seinen „Nationalen Garten Amerikanischer Helden“.
Z.B. Billy Graham, das „Maschinengewehr Gottes“, den wohl erfolgreichsten Erweckungsprediger der USA, einen Mann, der, obzwar Südstaatler, die Rassentrennung ablehnte, andererseits in seinen selbsternannten Kreuzzügen den Liberalismus bekämpfte, den Vietnamkrieg unterstützte, gegen Abtreibung und Homosexualität wetterte, der den Antichristen u.a. in Gestalt des Kommunismus bereits Hand an das glorreiche Amerika legen sah und deshalb McCarthys Komitee gegen unamerikanische Umtriebe unterstützte, der nach eigenem Bekunden anders mit Juden umgehen würde, wenn sie nicht so viel Macht hätten, der alles daran setzte J.F. Kennedy zu verhindern, da es keinen Katholiken im Weißen Haus geben dürfe, und der als erster die Massenmedien nutzte, um seine Botschaft zu verbreiten und Millionen zu scheffeln (natürlich allein zur Ehre seines Gottes).
Oder der Verfassungsrichter Antonin Scalia, den Trump wahrscheinlich mag, weil er die Todesstrafe für Minderjährige für verfassungsgemäß hielt, gegen die Entkriminalisierung der Homosexualität stimmte, und beklagte, dass es zu wenig evangelikale Christen beim Obersten Gerichtshof gab.
Was Dolley Madison, Anfang des 19. Jahrhunderts First Lady neben Präsident James Madison, die Ehre angedeihen lässt, weiß keiner so recht. Vielleicht, weil sie die erste Amerikanerin war, die ein Telegramm verschickte. Eher anekdotisch erscheint auch die Wahl von Betsy Ross, die, was aber historisch umstritten ist, die erste amerikanische Flagge, die erste Stars and Stripes genäht haben soll. Na, wenn das kein Denkmal wert ist.
Christa McAuliffe starb bei der Explosion des Space Shuttle Challenger. Ich behaupte mal, da handelte es sich eher um ein tragisches Unglück als um eine Heldentat. Aber es reicht wahrscheinlich schon einfach als Amerikaner in amerikanischer Mission zu sterben. Nicht dass man sich an solche Menschen nicht erinnern sollte, aber hier handelt sich schlicht um eine propagandistische Vereinnahmung. Zumal man sich fragen muss, warum die anderen sechs Toten nicht verewigt werden sollen.
Bemerkenswert ist auch die hohe Anzahl von Militärs (was aber angesichts des durch den Vietnam-Krieg nur kurz gedämpften Stolzes auf die besten und tapfersten Soldasten der Welt nicht verwundern sollte), sowie die Auswahl fast ausschließlich republikanischer Präsidenten (das waren ja auch, von den ehrwürdigen Gründervätern abgesehen, die einzigen, die Amerika groß gemacht haben). Ureinwohner fehlen komplett (laut Trumps Nationalfeiertagsrede begann das amerikanische Zeitalter ja bereits 1492; vorher war da – nichts. Und später nur Horden heimtückischer Wilder. Was gibt es da zu ehren?)
Aber wollen wir mal nicht nur meckern, denn es gibt durchaus ehren- und ehrenswerte Männer und Frauen auf dieser Liste, auch schwarze wie M. L. King, Harriet Tubman oder Booker T. Washington (ein moderater schwarzer Geschäftsmann; sein stärker auf politische Aktivitäten setzender Gegenspieler und Gründer des noch heute einflussreichen NAACP, W.E.B. Dubois, hingegen fehlt). Aber warum habe ich nur das Gefühl, dass diese Personen Trump von seinen erfolgreicheren Beratern und von seiner Frau untergejubelt wurden? Warum sonst sollte der eingefleischte Frauenfeind sonst die frühe Frauenrechtlerin Susan B. Anthony ehren wollen, oder die Flugpionierin Amelia Earheart? Wahrscheinlich, weil er keinerlei Ahnung hat, um wen es sich da eigentlich handelt.
Die Washington Post erklärt die Wahl der schwarzen Helden damit, dass es sich um im öffentlichen Bild als „bequem“ wahrgenommene Personen handelt. Und für die gesamte, zum Teil merkwürdig und willkürlich anmutende Auswahl hat die Zeitung eine andere, wie mir scheint sehr überzeugende Erklärung: Erstaunlich viele Personen in der Heldenliste sind Filmfiguren, und einige wurden überhaupt erst bekannt, nachdem sie von Hollywood verewigt wurden, und genau daher dürfte Trump, der Informationen, wenn überhaupt, nur über bewegte Bilder aufzunehmen in der Lage ist, sie auch kennen.
Wie Daniel Boone und Davy Crockett, die beiden bekanntesten Waldläufer Amerikas, deren Legenden in zahllosen Filmen kolportiert wurden, oder wie die Soldaten Joshua Lawrence Chamberlain und Audie Murphy, die von äußerst geringem historischem Interesse sind, aber zu Filmhelden hochstilisiert oder gleich selbst Schauspieler wurden.
In Trumps Durchführungsverordnung heißt es übrigens, dass alle Statuen „lebensecht“ und „realistisch“ sein müssen und es sich auf keinen Fall um „abstrakte oder modernistische Darstellungen“ handeln dürfe. Dafür haben sicher alle Verständnis, schließlich ist es Trumps Garten, und alles andere ginge viel zu weit über seinen Horizont und den seiner Anhänger hinaus.