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Wie lange noch?

Was die Stimmenauszählung betrifft, wahrscheinlich noch ein paar Tage, was die Wahlentscheidung angeht, höchstwahrscheinlich noch zwei Monate. Solange werden Trump und die für Vernunft unempfänglichsten unter seinen Anhängern gegen die demokratische Entscheidung des Volkes prozessieren. Und solange werden sie die Lage zuspitzen und Aggression schüren.

Mittlerweile müssen Wahlhelfer von der Polizei beschützt werden, weil rechtsradikale und schwer bewaffnete Milizen sie bedrohen oder gar ankündigen Wahllokale zu stürmen, um die Auszählung zu stoppen. Aufgestachelt dazu werden sie nicht nur von Trump selbst. Sein Sohn Donald Trump Jr. fordert die wirklichen Anhänger seines Vaters dazu auf „aufzuräumen“, in den „totalen Krieg“ zu ziehen und alle Schlachten „bis zum Tod“ auszufechten.

Außerdem ist der Trump-Clan stinksauer, weil sich nicht alle Parteimitglieder kritiklos hinter Trump stellen. Man muss sagen: na endlich! Es macht den Eindruck, als verließen die ersten Ratten das sinkende Schiff. Die einen so leisetreterisch wie zuvor, indem sie ausweichende Antworten geben, oder sich gleich ganz weigern zu Trumps Betrugsvorwürfen Stellung zu nehmen. Aber es gibt auch republikanische Abgeordnete und Senatoren, die Trump offen und deutlich widersprechen, wie Adam Kinzinger, der feststellte: „Das wird langsam verrückt.“ Langsam???

Das zu bemerken brauchten Sie vier Jahre?! Vier Jahre, in denen die Grand Old Party Trump wirklich alles durchgehen ließ, noch jede Entgleisung schluckte, verteidigte oder gar guthieß, in denen sie sich tatkräftig an der Verbreitung von Propaganda und Lügen aus dem Weißen Haus beteiligte. Dazu war man bereit, solange es der Partei die Macht sicherte. Jetzt aber geht doch immer mehr Leuten eine Funzel auf. Vielleicht lief ja doch alles rechtens. Vielleicht werden selbst einzelne Änderungen bei der Stimmenauszählung am Gesamtergebnis nichts ändern. Vielleicht ist es ja wirklich vorbei mit Trump. Sobald das die Mehrheit der republikanischen Führung erkannt hat, werden sie sich nicht nur distanzieren. Sie werden Trump einfach fallen lassen, natürlich nicht ohne ihm noch ein paar warme Worte mit auf den Weg in den Trump Tower zu geben.

Wer Trump jetzt noch folgt, kann eigentlich nur noch auf den Supreme Court hoffen, aber ob der ihn bei dem immer deutlicheren Vorsprung an Wahlmännerstimmen, selbst bei der jetzigen Besetzung, noch retten kann, wird immer zweifelhafter.  Selbst auf Fox News, einem Sender, der immer noch mächtig für Trump trommelt, darf jetzt ein Moderator darauf hinweisen, dass es bisher keine rechtskräftigen Beweise für Wahlfäschung gibt. Das erklärt auch die Panik der Trumps. Bleibt abzuwarten, wozu Senior und Junior Trump noch aufrufen, und wie die glühendsten Anhänger, der Ku Klux Klan, die Proud Boys und andere Milizen, reagieren werden.

Momentan darf man allerdings hoffen, dass trotz all der Unruhen, die unter Umständen auf die USA zukommen, eine der gruseligsten Regierungen ihrer Geschichte zu Ende geht. Dann heißt es am 20. Jan. 2021: Mr Trump, you’re history. Mr. Trump, you‘re fired.

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4 Antworten auf „Wie lange noch?“

“ding dong, the jerk is gone” – thomas frank, guardian. ist das nicht fein? doch, ist es, aber vergessen wir nicht, dass knapp die hälfte der wahlberechtigten amerikaner diesen jerk nach vier jahren berjerkerei zum präsidenten wählen wollten. wie du sagst, werden die nicht verschwinden. oh jeh, amerika, mir graust vor dir!

Aber ist es nicht herzerfreuend die jubelnden Leute mit den “You’re fired” Plakaten vor dem Weißen Haus tanzen zu sehen, und sich dann vorzustellen, wie das orangene Männchen sich das ansehen muss, wie sein Blutdruck steigt, wie es in ihm kocht, wie er sich die Haare rauft (!) und wie ein gigantischer Rumpelstilz mit dem Fuß aufstampft? Herrlich.

Das ist auf jeden Fall köstlich, fast das beste an det Janze!
Übrigens müsste jetzt doch auch der andere Clown mit komischer Frisur das Rumpelstilzchen machen – Johnson schwimmen die Felle, also Handslsabkommen mit USA weg. So nice..

Leider steht der vorläufig nicht zur Wahl. Aber wer weiß, wenn den Tories, sagen wir mal nächstes Jahr, der ganze Brexit-Schlamassel um die tauben Ohren fliegt. Und Johnson feststellen muss, dass er als der letzte schlecht frisierte Regierungschef Europas dasteht. Ich mein, gerade wir müssen ja aufpassen, was Kommentare über Frisuren angeht, aber Querverbindungen zwischen wirren Haarbüscheln und politischen Gedankengängen drängen sich bei diesem elitären Tiefflieger wirklich auf.

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