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Neues aus meiner Glaskugel: 2022

Friedrich Merz ist endlich am Ziel seiner Träume. Der Mann ist wie das C-Virus: atem-raubend, zum Teufel gewünscht und jetzt mit der dritten Welle wieder nach oben geschwemmt. Aber seien wir großherzig. Er ist Vorsitzender der CDU und kann doch noch sein Merkel-Trauma abarbeiten. Von wegen Mutti. Sie ist die Domina seiner Albträume. Aber jetzt ist er endlich Steuermann auf dem träge rückwärts tuckernden Polit-Dampfer namens CDU. Und so steht er mit stolzgeschwelltem Brüstchen am Heck und blickt dem neuen Ziel entgegen – dem Abwrackdock (behauptet meine zugegebenermaßen sehr optimistische Glaskugel).

Merz – wer könnte besser die neue, die fantasiesprühende, jugendlich visionäre CDU repräsentieren, diese Avantgarde der amthor-gesichtigen Politdilettanten. Wer sonst könnte diese Partei zu alten Ufern führen mit verstaubten, aus der Asservatenkammer politisch gescheiterter Ideologien zusammengeklaubten Ideen. Statt Raute der Büffel-Blick: das Kinn auf der Brust, die Pupillen kurz unter den Wimpern. Statt laffem Laschet-Larifari ein Mann im permanenten Angriffsmodus. Möge er sich den Kopf an der Tür zum Kanzleramt verbeulen.

Nun hat er allerdings angekündigt, er habe Vorschläge in petto, die niemand vom ihm erwartet hätte und dass er alle seine Kritiker überraschen werde. Was wird es sein? Mindestlohn von 15, gar 20 Euro? Ein Cannabis-Shop im Bundestag? Outet er sich als Pansexueller?

Meine Glaskugel ist zu verblüfft für klare Prognosen.

Und was wird aus dem Nachwuchs-Absahner der CDU? Amthor ist jetzt, man halte sich fest, „Fachsprecher für Staatsorganisation und Staatsmodernisierung“. Dolle Sache das. Aber der???

Was der bisher von sich gegeben hat, klingt so modern wie Eiche rustikal. Worum wird er sich kümmern? Was will der neu organisieren? Parteikassen auf den Cayman Inseln? Parteispenden nur noch digital im Darknet? Plädiert Gasfuß Philipp für Mindestgeschwindigkeit 120 km/h auf allen Straßen? Meine Glaskugel meint allerdings, dass er außer als Merz‘ Schoßhündchen nicht weiter auffallen wird. Hoffen wir’s.

Ganz neue Seiten auch bei Dieter Nuhr. Er, der unerschrockene Ritter der deutschen Automobilindustrie, der Don Quixote im Kampf gegen die Deutsche Umwelthilfe, darf nächstes Jahr an der Wahl des Bundespräsidenten teilnehmen. Meine Glaskugel ist sich sicher: Er wählt Audi.

Skeptisch lässt mich die Kugel auch zurück, was Annalena Baerbock betrifft, denn sie (also die Kugel) spielt mir wieder und wieder einen an Dramatik nur mit Mission Impossible vergleichbaren Film vor: Annalena in der hermetisch abgeriegelten, unterirdischen Kommandozentrale, Smartphone am Ohr, ernstes Gesicht, dann ein energisches „Go!“ Hubschrauber im Anflug auf London, sturmhaubenmaskierte Männer, stählerne Augenpaare, die Luft vibriert unter den Klängen von „Ein bisschen Frieden“. Rauchbomben, Tränengas, Handkantenschläge. „Raus hier“ brüllt ein Kommandantenbass, Rückflug. Die GSG 9 hat Julian Assange befreit. Unter dem Zorngezeter von CIA, NSA, FBI, DoD, IC, DIA, MI, ONI, ISR, MCIA, NRO, NGA, DOJ, DHS, OID, INR und OICI betritt Assange freien deutschen Boden. Seine ersten Worte: „Ick bin ein Berliner!“

Und was ist mit Covid-19? Bleibt mir bloß weg damit. Da streikt selbst meine Glaskugel.

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